Echo der Zeit: Eigenmietwert fällt - E-ID nur hauchdünn angenommen
Knappes Ja zur E-ID, klares Ja zur Eigenmietwert-Abschaffung und rechte Wahlerfolge – der «Echo der Zeit» analysiert die Abstimmungssonntage.
Echo der Zeit
2381 min audioDer «Echo der Zeit»-Podcast vom 08.03.2025 analysiert die knappe Annahme der E-ID (50,7 %) und die deutliche Zustimmung zur Abschaffung des Eigenmietwerts. Hauptgesprächspartner:innen sind Bundesrätin Karin Keller-Sutter, verschiedene Kantons-Reporter:innen sowie Befürworter:innen und Gegner:innen beider Vorlagen. Die Sendung wirft Schlaglichter auf die östlich-westliche Zustimmungsklaft, Datenschutzbedenken und die künftige Ausgestaltung der E-ID.
### 1. Die E-ID wurde hauchdünn akzeptiert, aber mit klarem Misstrauen gegenüber Privatbeteiligung
Die knappe Mehrheit von 50,7 % gelte als «Ja mit der Ansage», dass die Bevölkerung «dem elektronischen Ausweis noch nicht voll und ganz» traut, solange private Firmen eine Rolle spielen könnten. Zitat: «Die E-ID darf nicht von privaten Firmen ausgestellt werden. Das ist die Botschaft der Abstimmung.»
### 2. Westschweiz lehnt E-ID deutlicher ab als Deutschschweiz – mentale und strukturelle Gründe
Reporter David Müller führt das deutliche Nein in der Westschweiz auf eine «viel sensiblere» Haltung gegenüber Datenschutz und eine frühere, klarere Gegner-Kampagne zurück. Die Karte zeige «einen Röstigraben»: Die Westschweiz stimmte mehrheitlich nein, die Deutschschweiz mehrheitlich ja.
### 3. Eigenmietwert-Abschaffung profitiert von breitem gesellschaftlichem Konsens
Die Steuer auf selbstgenutzte Wohnwerte wurde laut Bericht «deutlicher als erwartet» abgelehnt. Für Hauseigentümer:innen entfalle künftig die Versteuerung eines fiktiven Mietwerts; dafür könnten sie Schuldzinsen und Unterhaltskosten nicht mehr abziehen. Die Gegner:innen hatten ein «Loch in den Staatskassen» befürchtet.
### 4. Politische Erdbeben: Linke verliert Tessiner Regierungsmehrheit, SVP wird in Schaffhausen stärkste Kraft
Die Sendung nennt das Tessin-Resultat ein «politisches Erdbeben», weil die Linke «nach Jahrzehnten» die Mehrheit verliert. In Schaffhausen werde die SVP erstmals zur stärksten Partei – Hinweis auf ein bundesweit beobachtbares Wachstum der Rechtspopulist:innen.
## Einordnung
Die Sendung liefert professionell recherchierte Analysen und lässt unterschiedliche Stimmen zu Wort kommen. Besonders auffällig ist die wiederholte Betonung des «hauchdünnen» Sieges der E-ID, was Spannung erzeugt aber auch die Gefahr der Überdramatisierung birgt. Die geografische Aufschlüsselung (Röstigrabenthema) bietet Orientierung, bleibt aber deskriptiv; tieferliegende Sozioökonomische oder Macht- und Ressourcenaspekte bleiben unerwähnt. Kritisch: Es gibt keine Expert:innen zu Datenschutz, IT-Sicherheit oder zur fiskalischen Folgenabschätzung der Eigenmietwert-Abschaffung – die Diskussion bleibt auf Parlamentarier:innen und Medienschaffende begrenzt. Der knappe Hinweis auf das «politische Erdbeben» im Tessin und den SVP-Aufstieg in Schaffhausen wird nicht kontextualisiert; so bleibt offen, ob dies für eine Rechtsverschiebung im Land steht. Die Argumentationsweise ist stringent, auf rein deskriptiver Ebene überzeugend – eine Einordnung in grössere Macht- oder Diskursverschiebungen findet jedoch nicht statt.