In dieser CEO-Ausgabe von "Table Today" diskutieren Stefan Wintels (KfW) und Thomas Lemke (Sana Kliniken) mit Michael Bröcker und Alexander Wiedmann über Deutschlands Modernisierungsbedarf. Wintels sieht trotz Schuldenlage gute Chancen für internationale Investoren, fordert aber strukturelle Reformen in Infrastruktur, Bildung und Bürokratieabbau. Lemke kritisiert die Überregulierung im Gesundheitswesen: 30% der Arbeitszeit von Ärzten und Pflegekräften verschlinge Bürokratie, was zu einem Mangel an Versorgungszeit führt. Er fordert Vereinfachungen, Anreizsysteme für Patienten und mehr regionale Flexibilität statt zentralistischer Steuerung. ### 1. Investoreninteresse an Deutschland steigt wieder Wintels habe einen "rasanten Stimmungsumschwung" unter institutionellen Investoren beobachtet. Große Investoren wie Apollo hätten Milliardenbeträge für deutsche Projekte reserviert. Dieses Momentum müsse nun in konkrete Investitionsvorhaben übersetzt werden. ### 2. KfW sieht 350 Milliarden Euro Investitionslücke pro Jahr Laut einer McKinsey-Studie klaffe eine jährliche Investitionslücke von 350 Milliarden Euro, was 8% des BIP entspreche. 70% dieser Investitionen müssten durch privates Kapital erfolgen, weshalb Rahmenbedingungen für Unternehmen verbessert werden müssten. ### 3. Bürokratie frisst 30% der Arbeitszeit im Gesundheitswesen Lemke bemängelt, dass Ärzte und Pflegekräfte 30% ihrer Zeit mit Dokumentation verbringen. Die "Misstrauenskultur" zwischen Leistungserbringern und Krankenkassen habe zu "maximaler Kontrollwut" geführt, wodurch Patientenversorgung leide. ### 4. Krankenhausreform führt nicht zu Einsparungen Die Reform werde das Geld nur umverteilen, nicht senken. 8,3 Milliarden Euro Steuergeldern müssten jährlich in defizitäre Kliniken fließen. Eine Absenkung des "Wasserspiegels" im System erfordere Anpassung von Strukturvorgaben und Personaluntergrenzen. ### 5. Deutschland braucht 300-350 weniger Krankenhäuser Lemke schätzt, dass Deutschland mit 300-350 weniger Kliniken auskommen könnte. Die einheitliche Steuerung aus Berlin passe nicht zu regional unterschiedlichen Versorgungsstrukturen - eine individualisierte Länderlösung sei nötig. ## Einordnung Der Podcast zeigt zwei Top-Manager, die klare strukturelle Probleme Deutschlands benennen und Lösungswege skizzieren. Die Interviews bleiben journalistisch professionell: kritische Nachfragen sind vorhanden, aber nicht konfrontativ. Besonders bei Lemke wird deutlich, wie sehr politische Steuerung das System blockiert. Die Diskussion bleibt aber oberflächlich bei konkreten Lösungsansätzen - etwa fehlen Expert:innen aus anderen Gesundheitssystemen oder Patient:innenvertreter:innen. Der Fokus auf CEOs als Problemlöser:innen suggeriert eine einseitige Wirtschaftsperspektive. Die Formatwahl als CEO-Edition rechtfertigt dies teilweise, aber eine breitere Expertise würde dem komplexen Thema gerechter werden. Für Hörer:innen interessiert an Wirtschaftspolitik und Gesundheitsreformen eine informative, wenn auch nicht besonders kontroverse Sendung. Hörempfehlung: Wer verstehen will, warum Deutschlands Modernisierung stockt und was Manager:innen für Lösungen vorschlagen, bekommt hier klare Analysen von Entscheidungsträger:innen.