DW AfricaLink: Nigeria: DNA tests reveal deep family secrets
Männlich dominierte Debatte über Paternity Fraud in Nigeria, die wichtige Perspektiven ausblendet.
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28 min read1480 min audioIn der DW-Podcastfolge "Paternity Fraud in Nigeria" diskutieren Moderator Jojo Kachi, Smart-DNA-Vertreter:innen Oluwafemi Williams und Oweyemi Hanifat sowie Korrespondent Ben Shemang einen aktuellen DNA-Bericht. Demnach seien 25 % der Vaterschaftstests in deren Laboren negativ ausgefallen. Die Gäste betonen, diese Zahl gelte nur für Männer, die bereits Zweifel hegten, nicht für alle Nigerianer. Sie plädieren für bessere rechtliche Rahmenbedingungen, kostenlose psychologische Betreuung und frühere Tests, um Kindern und vermeintlichen Vätern zu helfen. Dabei bleibt unklar, warum keine Frauen zu Wort kommen, obwohl sie zentral von Betrug beschuldigt werden.
### 1. 25 % negative Vaterschaftstests – aber nur bei bereits Verdächtigen
Die Zahlen beziehen sich laut Oluwafemi Williams ausschließlich auf Männer, „who already have specific reason to question paternity“. Die oft zitierte pauschale Aussage „every fourth Nigerian father“ sei irreführend.
### 2. Fehlende Gesetze gegen Paternity Fraud
Es gebe in Nigeria „no specific laws penalizing paternity fraud“. Smart DNA fordert daher Reformen, „if there is a penalty for women guilty of paternity fraud … this would bring down the percentage of negative results“.
### 3. Psychologische Unterstützung nur rudimentär vorhanden
Nach negativen Befunden bietet die Klinik Post-Test-Counselling an; bei stärkerer Belastung würden Betroffene an externe Psycholog:innen verwiesen. Kostenlose Therapie fordert man, doch wer sie bezahlen soll, bleibt offen.
### 4. Stigmatisierung und „VAR-Vergleich“
Ben Shemang warnt, DNA-Tests würden in Nigeria mit Schande belegt. Er vergleicht sie mit dem Video-Schiedsrichter im Fußball: „Once you have made up your mind to go test … be ready for the results which would be announced publicly.“
### 5. Mehrheit der Tests aus „peace of mind“-Motiven
83 % der Untersuchungen seien nicht behördlich angeordnet, sondern aus eigener Initiative. Oluwafemi Williams rät: „If you cannot cope with the result … you probably shouldn't do the test.“
### 6. Frühe Tests als Lösung
Fast die Hälfte der Tests betreffe Kinder unter fünf Jahren. Die Expert:innen empfehlen, Tests so früh wie möglich durchzuführen, um Bindungen nicht unnötig wachsen zu lassen.
## Einordnung
Die Sendung wirkt auf den ersten Blick wie aufklärende Berichterstattung, doch bei genauerem Hinsehen bleiben wichtige Perspektiven aus. Keine einzige Frau kommt zu Wort, obwohl sie laut der Deutung der Gäste die Hauptakteur:innen bei angeblichem Betrug sind. Stattdessen dominieren männliche Stimmen, die eine Strafverschärfung für „guilty women“ fordern – ohne differenziert zwischen bewusstem Betrug und biologischer Fehlzuordnung zu unterscheiden. Die Expert:innen beanspruchen Deutungshoheit über „die Wahrheit“ und nutzen statistische Verzerrungen, um gesellschaftliche Ängste zu schüren. Die Forderung nach kostenloser Therapie bleibt vage, ebenso wie die Finanzierungsfrage. Die Metapher vom VAR-System verstärkt das Gefühl eines öffentlichen Schauprozesses, in dem Männer zu Opfern und Frauen zu Täter:innen stilisiert werden. Insgesamt transportiert die Folge eine einseitige, männlich dominierte Perspektive, die bestehende Machtverhältnisse eher zementiert als hinterfragt.
Hörwarnung: Wer differenzierte Einblicke in ein komplexes Thema sucht, erhält hier nur eine oberflächliche Debatte ohne weibliche Stimmen und kritische Gegenfragen.