Cicero Podcasts: Karoline Preisler im Interview mit Clemens Traub – „Sie wollen mich töten, aber ich mache es ihnen nicht leicht“
Caroline Preisler schildert erschütternd die Gewalt und Bedrohungen, denen sie als Mahnerin gegen Antisemitismus auf Berliner Demonstrationen ausgesetzt ist.
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50 min read3749 min audioCicero-Journalist Clemens Traub spricht mit der FDP-Politikerin und Juristin Caroline Preisler über ihre Erfahrungen bei pro-palästinensischen Demonstrationen in Berlin. Preisler steht seit dem 7. Oktober 2023 regelmäßig mit Schildern wie "Vergewaltigung ist kein Widerstand" inmitten dieser Proteste und macht auf die Verbrechen gegen israelische Frauen aufmerksam.
### Massive Gewalt und Bedrohungen gegen Demonstrantin
Preisler beschreibe eine dramatische Eskalation der Gewalt seit dem 7. Oktober 2023. Sie werde regelmäßig "ständig angespuckt", körperlich angegriffen und mit dem Tod bedroht. "Wir werden ständig angespuckt. Und zwar nicht etwa, weil Leute eine feuchte Aussprache haben, sondern weil das eben Teil der Missachtung ist", erklärt sie. Die Juristin erhalte täglich bis zu zehn Morddrohungen über soziale Medien, in denen häufig sexualisierte Gewalt gegen sie und ihre Kinder angedroht werde. Der Staatsschutz habe sie bereits zweimal gewarnt, nicht zu bestimmten Demonstrationen zu gehen.
### Systematische sexistische Beleidigungen als politische Strategie
Besonders auffällig sei die systematische Verwendung des Begriffs "Hure" als Beleidigung. "Ich habe das auch mal gemacht bei irgendeiner Versammlung, dass ich gezählt habe. Und da war innerhalb von wenigen Minuten, habe ich dann bei 60 mal Hure aufgehört", berichtet Preisler. Diese Beschimpfungen kämen sowohl von arabischstämmigen Personen als auch von "linken Frauen und linken Männern". Sie interpretiert dies als gezielten Angriff auf selbstbestimmte Frauen und demokratische Werte.
### Radikalisierung der Protestszene und Wegfall gemäßigter Kräfte
Preisler beobachte eine zunehmende Radikalisierung der Demonstrationen. "Übrig geblieben ist der harte Kern einer sehr gewaltbereiten Szene", erklärt sie. Die "wohlbetuchten, intellektuellen Pärchen mit Kindern" seien verschwunden, weil sie "Angst um ihr Leben und das ihrer Kinder haben". Zurück blieben vor allem Angehörige des Babach-Clans, Islamisten und Linksextremisten, die gemeinsam durch "Judenhass verbindet" seien.
### Rolle von Clan-Strukturen bei Organisation der Proteste
Der Babach-Clan, eine Großfamilie mit Wurzeln im Gazastreifen, spiele eine zentrale organisatorische Rolle bei den Demonstrationen. "Verschiedene Familienmitglieder in unterschiedlichen Funktionen halten die Ordner zusammen, geben die Richtung vor, verteilen Flaggen", beschreibt Preisler. Besonders perfide sei der Einsatz von Kindern: "Es gibt ja auch Frauen in diesem Barber-Clan, die haben minderjährige junge Mädchen und kleinere Jungs bei sich, die sie gezielt auf die Polizisten ansetzen oder auch auf mich."
### Leugnung sexualisierter Gewalt am 7. Oktober als antisemitisches Phänomen
Preisler kritisiert scharf das Schweigen linker Feministinnen zu den Vergewaltigungen israelischer Frauen am 7. Oktober. Sie schildert detailliert den Fall der Juristin Ami Susanna, die entführt, vergewaltigt und 50 Tage gefangen gehalten wurde: "Sie wird mit Fäusten ins Gesicht geschlagen, sie wird niedergeschlagen. Sie steht immer wieder auf, versucht zu flüchten". Das Leugnen dieser dokumentierten Verbrechen durch "Amnesty International und das internationale Rote Kreuz" sowie "Erna aus Prenzlauer Berg" deutet sie als Ausdruck von Antisemitismus: "Die leugnen das, weil sie die betroffenen Frauen und Männer für weniger Wert halten."
## Einordnung
Das Gespräch bietet einen eindringlichen Einblick in die Radikalisierung des politischen Diskurses um den Nahostkonflikt in Deutschland. Preislers Schilderungen zeichnen das Bild einer Gesellschaft, in der demokratische Meinungsäußerung zunehmend mit physischer Gewalt beantwortet wird. Ihre Berichte über systematische Bedrohungen, organisierte Clan-Strukturen und die Instrumentalisierung von Kindern bei politischen Protesten sind alarmierend und verdienen gesellschaftliche Aufmerksamkeit. Problematisch ist jedoch Preislers Tendenz zur Pauschalierung ganzer Gruppen - von "der arabischen Community" bis zu "linken Feministinnen" - ohne ausreichende Differenzierung. Ihre Analyse verknüpft verschiedene gesellschaftliche Phänomene zu einem Bedrohungsszenario, das Integration primär als Anpassungsleistung definiert und dabei strukturelle Diskriminierung ausblendet. Während ihre Kritik am Schweigen zu sexualisierter Gewalt berechtigt ist, bleibt die Komplexität des Nahostkonflikts und legitimer Kritik an israelischer Politik unterbelichtet. Das journalistisch durchaus professionell geführte Interview hätte von kritischeren Nachfragen und der Einordnung kontroverser Aussagen profitiert, um den Hörer:innen eine ausgewogenere Bewertung zu ermöglichen.