Die Aftenpodden-Redakteure Lars Glomnes, Trine Eilertsen, Kjetil Alstadheim und Sarah Sørheim blicken auf die norwegische Parlamentswahl vom 8. September 2025 zurück. Jonas Gahr Støre (Arbeiderpartiet) bleibt als klarer Sieger im Amt, während die Rechtspopulist:innen von Sylvi Listhaug (Fremskrittspartiet) mit 24 % ein historisch starkes Ergebnis erzielen. Die Konservativen um Erna Solberg (Høyre) und die Liberalen von Venste rutschen auf unter 15 % ab und müssen um den Einzug ins Parlament bangen. MDG und KrF schaffen es knapp über die Vier-Prozent-Hürde. Die Diskussion konzentriert sich auf mögliche Koalitionen, personelle Konsequenzen bei Høyre und die Frage, wie Listhaugs Erfolg die Machtverhältnisse auf der bürgerlichen Seite verschiebt. ### 1. Støre gewinnt trotz Tiefststand vor einem Jahr Die Arbeiderpartiet-Spitze habe nach schlechten Umfragen 2024 fast den Parteichef gewechselt; nun sei die Partei stärkste Kraft und könne vier weitere Jahre regieren, sagt Alstadheim: „De er landets største parti, de kan styre videre i fire nye år.“ ### 2. Listhaug profitiert von Protest und Strategie Listhaug habe es geschafft, „en hel tidsånd“ zu treffen, erklärt Eilertsen. Mit der Botschaft vom „sløseri“ (Verschwendung) habe sie rechte Wähler:innen mobilisiert und zugleich frühere Høyre-Anhänger:innen abgeworben. ### 3. Høyre steht vor personellem Neuanfang Solberg habe zwar Verantwortung für das Debakel übernommen, doch die Runde sei sich einig: „Det kommer til å skje veldig raskt“ – mit Neuausrichtung und wahrscheinlich neuer Parteichefin, prognostiziert Sørheim. ### 4. Kleine Parteien kämpfen ums Überleben MDG und KrF schafften es dank gezielter Mobilisierung und klarem Profil knapp über die Sperrgrenze, während Venstre laut Eilertsen „nesten usynlig“ in zentralen Themen wie Klima oder Wirtschaftspolitik gewesen sei. ### 5. Tutti-frutti-Mehrheit erfordert Kompromisskultur Støre muss künftig mit einer bunt gemischten Gruppe aus SP, SV, MDG, KrF und Rødt Gesetze durchsetzen; die Runde spottet, das werde wie „en haug med 13-åringer“ ohne Konsequenzdenken. ## Einordnung Die Sendung liefert eine rasante, aber journalistisch souverände erste Bilanz mit klaren Gewinner:innen-Verdikten und scharfen analytischen Kategorien (Konjunktur, Strategie, Mobilisierung). Die Moderator:innen nutzen pointierte Metaphern („tutti-frutti-flertall“, „13-åringer“), ohne dabei oberflächlich zu werden. Besonders gelingt es ihnen, die Machtverschiebung innerhalb des bürgerlichen Lagers herauszuarbeiten: Die These, Listhaug könne nur über Høyre an die Regierung kommen, wird kontrovers diskutiert und offenbart die Dilemmata der konservativen Mitte. Kritisch bleibt, dass die Perspektive linker oder Minderheiten-Parteien nur am Rande vorkommt; die Sozialdemokratie dominiert den Diskurs. Insgesamt bietet die Episode eine unterhaltsame, aber informierte Entscheidungshilfe für Hörer:innen, die sich einen schnellen Überblick über die politische Lage Norwegens verschaffen wollen.