Studio Ett ist Sveriges Radios Hauptnachrichtenmagazin mit hohem journalistischem Anspruch. In der Sendung vom 6. September 2025 diskutieren die Politikkommentatoren Fredrik Furtenbach und Jan Teorell ein Jahr vor der Riksdagswahl 2026 die Chancen der Regierungskoalition unter Premierminister Ulf Kristersson. Die sogenannte „Tidö-Koalition“ aus Moderaterna, Kristdemokraterna, Liberalerna und der stützenden Schwedendemokraten liegt laut Umfragen deutlich zurück. Die Moderator:innen Cecilia Chavar und Monica Sarinen lenken das Gespräch auf mögliche Szenarien: Ob die Koalition das historisch schwierige Ergebnis noch drehen könne, ob die Schwedendemokraten Ministerposten fordern würden und welche Rolle Stimmenleihungen für die kleinen Koalitionspartner spielten. Im zweiten Teil berichtet Korrespondent Lubna El-Shanti von der Rückkehr des ukrainischen Journalisten Dmytro Chok aus russischer Gefangenschaft, und Radiosporten erklärt die Medaillenchancen der schwedischen Leichtathletik-Equipe bei der WM in Japan. ### 1. Historisch schwierige Lage für die Regierung Jan Teorell habe ausgewertet, dass keine schwedische Regierung in den vergangenen sieben Wahlen ein so großes Umfragendefizit wie die aktuelle Koalition ein Jahr vor der Wahl aufgeholt habe. „Det gör ju ändå att det ser svårt ut, men vi ska inte säga att det är kört.“ ### 2. Schwedendemokraten könnten Ministerposten beanspruchen Fredrik Furtenbach erkläre, dass Jimmie Åkessons Chancen auf das Amt des Ministerpräsidenten sehr gering seien, die Partei aber durchaus auf Ministerien drängen werde. „Sverigedemokraterna få ministerposter efter valet och det är precis det de siktar på.“ ### 3. Mögliche taktische Wählerstimmen für kleine Koalitionspartner Die Liberalerna lägen zwar weit unter der Vier-Prozent-Hürde, doch die Historie zeige, dass sie sich auch aus schwieriger Position retten könnten. „Det är inte köt där heller“, so Teorell, weil Moderatenvieler Stimmen an die Schwesterparteien weitergeleitet würden. ### 4. Themen- und Konjunkturabhängigkeit der Wahlchancen Die Regerung müsse erreichen, dass die Wahlkampf-Themen Migration und Kriminalität dominierten, nicht aber Gesundheit oder Klima. Zudem hänge vieles von der wirtschaftlichen Stimmung ab: „Det kan också bli avgörande att den hinner vända.“ ### 5. Gefangenenaustausch und Schicksal ukrainischer Zivilisten Über 16.000 ukrainische Zivilisten werden laut Menschenrechtsbeauftragten in russischer Haft vermutet. Dmytro Chok berichtet von Isolation, Hunger und Demütigung: „De ville bara förnedra oss, uttrycka sitt hat.“ ## Einordnung Die Sendung nutzt klassische Talk-Strukturen: kurze Moderationsfragen, lange Expertenäußerungen, gegenseitige Bestätigung. Dabei bleibt der Blickwinkel klar auf Spielraum und Machtpoker innerhalb des bestehenden Parteiensystems fokussiert. Weder die sozialen Folgen möglicher Politikwechsel noch die Perspektive von Migrant:innen oder Geringverdienenden, die besonders von den zentralen Themen Migration und Wirtschaftskrise betroffen wären, kommen zu Wort. Die Expertise der beiden Kommentator:innen wird nicht hinterfragt, ihre Prognosen erscheinen als neutrale Naturgesetze. So reproduziert Studio Ett die etablierte Ordnung, in der Politik als strategisches Spiel und nicht als Verteilungsfrage behandelt wird. Die anschließende Reportage über ukrainische Kriegsgefangene liefert zwar emotionale Nähe, doch auch hier bleibt die politische Analyse auf die Ebene humanitärer Betroffenheit beschränkt.