Die Table Today-Folge vom 29. Oktober 2025 führt zwei Chefredakteure des Fachmediums Table Briefings, Helene Bubrowski und Michael Bröcker, die sich zwischen journalistischem Anspruch und leichtem Talkformat bewegen. Als Hauptgesprächsgäste sind Andrius Kubilius, erster EU-Verteidigungskommissar, und die Risikokapitalgeberin Jeannette zu Fürstenberg zu hören. ### 1. Luftverteidigung Europa: 400-fache Kapazität nötig Kubilius zitiert NATO-Generalsekretär Mark Rutte mit den Worten: "We need 400 times more of air defense capabilities than we have now." Deutschland solle hier eine Führungsrolle übernehmen, die konkosten Kosten könnten erst nach einem gemeinsamen Konzept durch die Führungsnationen beziffert werden. ### 2. Gemeinsame EU-Rüstungsstrategie stockt 80 Prozent der von EU-Staaten zuletzt beschafften Waffen stammten laut Draghi-Bericht aus Nicht-EU-Ländern. Kubilius fordert: "European defense industry has also some kind of European level structural problems [...] our industries are very much fragmented along national borders." Deutschland trage besondere Verantwortung, Kooperation zu stärken. ### 3. KI-Revolution: Europas zweite Chance Zu Fürstenberg erklärt, Europa habe frühere Technologiewellen verpasst, weil große Datennetzwerke hier schlechter skalierten. Jetzt seien "proprietary industrial data" und hohe Innovationsdichte Vorteile: "Das ist jetzt mit KI anders und deswegen bin ich sehr frohgemut." ### 4. Talentdichte lockt internationale Investoren US-Investoren blickten vor allem auf "enorme Talentdichte" und die "höchste Dichte an Weltmarktführern" in Deutschland. Viele KI-Forscher seien Europäer; die Rückkehr aus den USA beschleunige sich, weil Gründe hier "sehr viel Potenzial sehen". ### 5. Defense-Boom als neue Autoindustrie? Die frühe Helsing-Investorin sieht eine "enorme Renaissance" der Rüstungsindustrie. Wegen Synergien etwa bei Motoren für Autoscheibenwischer und Drohnen könnten Zulieferer umgeschaltet werden: "alles was Tier 2 und Tier 3 ist [...] hat viele Komponenten [...] die tatsächlich sehr notwendig sind für das Wiedererstarken des Verteidigungssektors." ## Einordnung Die Sendung wirkt wie eine professionell aufgezeichnete Netzwerkveranstaltung, bei der Expertise und Selbstvermarktung Hand in Hand gehen. Die Interviews bleiben oberflächlich, kritische Nachfragen fehlen: Wie viel kostet die Luftverteidigungsstrategie wirklich? Welche sozialen Folgen hat ein massiver Rüstungsschub? Die Moderation übernimmt oft nur die Funktion eines Cheerleaders statt eines kritischen Journalisten. Besonders die Militärisierung der Wirtschaft wird dabei als nahezu alternativlos präsentiert; pazifistische oder zivile Gegenentwürfe fehlen völlig. Gleichzeitig verharrt der Diskurs in einem nationalen Rahmen, obwohl es um EU-Politik geht: Außerhalb der EU existierende Perspektiven oder globale Abrüstungsinitiativen werden nicht einmal erwähnt. Die Sendung liefert damit vor allem PR-Raum für Investitionsinteressen und politische Machtprojekte – journalistische Aufklärung findet kaum statt.