11KM: der tagesschau-Podcast: Einschüchtern, bedrohen, klagen: Trumps Strategie gegen Medien
Investigative Reportage über Donald Trumps systematische Angriffe auf unabhängige Medien in den USA.
11KM: der tagesschau-Podcast
28 min read1606 min audioIn der aktuellen 11KM-Folge "Trumps Kampf gegen die Medien" berichtet ARD-Korrespondentin Kerstin Klein aus Washington über die systematischen Angriffe des US-Präsidenten auf unabhängige Journalist:innen. Die 27-minütige Reportage zeigt, wie Trump durch Pressepool-Manipulationen, Milliardenklagen und Budgetkürzungen kritische Berichterstattung unterdrückt. Besonders brisant: Rechte Influencer und Propagandasender wie Lindell TV erhalten privilegierten Zugang zum Weißen Haus, während etablierte Medien ausgeschlossen werden. Die Folge dokumentiert konkrete Fälle wie die 16-Millionen-Dollar-Entschädigung von CBS und die Klage gegen das Wall Street Journal wegen Epstein-Berichterstattung.
### 1. Weißes Haus verdrängt klassische Journalist:innen zugunsten rechter Influencer
Die traditionelle Pressezone vor dem Weißen Haus werde zunehmend von rechten Streaming-Diensten wie Lindell TV dominiert. Klein berichtet: "Das, was die Frau da erzählt hat, das wurde noch genau eins zu eins so ausgestrahlt... Das war reinste Propaganda und hat mit Journalismus nichts mehr zu tun."
### 2. Pressepool-Manipulation als Machtinstrument
Das Weiße House bestimme nun selbst, welche Medien den Präsidenten begleiten dürfen. Die Entscheidung, die renommierte Nachrichtenagentur AP aus dem Pressepool zu entfernen, weil sie "Golf von Mexiko" statt "Golf von Amerika" verwendete, zeige die Willkür der neuen Politik.
### 3. Milliardenklagen als Einschüchterungsstrategie
Trump verklage Medien auf absurde Schadenersatzforderungen - CBS musste 16 Millionen zahlen, ABC und Meta einigten sich außergerichtlich. Klein analysiert: "Er verklagt sie auf absurd hohe Summen... das hat sicher viel mit Taktik zu tun."
### 4. Systematische Zerstörung öffentlich-rechtlicher Medien
Die Kürzung von 1,1 Milliarden Dollar an staatlichen Mitteln treffe besonders lokale Sender in ärmeren Regionen. NPR werde als "reine Propagandastimme der Linken" diffamiert, um die Budgetkürzungen zu rechtfertigen.
### 5. Angst vor weiteren Repressalien schafft vorauseilenden Gehorsam
Die Kombination aus Lizenzverlusten, Fusionsverboten und Klagen führe dazu, dass Medienkonzerne sich selbst zensieren. Der Abbruch der Late-Night-Show von Stephen Colbert kurz nach CBS-Kritik wird als Beispiel für diese Angstkultur genannt.
### 6. Journalismus wird zur Frage der Demokratie
Die Angriffe auf die vierte Gewalt gefährden laut Klein die US-amerikanische Demokratie: "Das sind Angriffe auf den unabhängigen Journalismus. Das ist etwas, was autoritäre Regime tun."
## Einordnung
Die 11KM-Folge liefert eine beispielhafte investigative Recherche über den systematischen Abbau von Pressefreiheit unter Trump. Die journalistische Qualität zeigt sich in der klaren Trennung zwischen Fakten und Einschätzung - konkrete Fälle werden detailliert aufgearbeitet, während die Bedrohung für die Demokratie nüchtern analysiert wird. Besonders bemerkenswert ist die differenzierte Darstellung: ohne Panikmache, aber mit klarer Warnung. Die Perspektivenvielfalt ist gegeben durch die Einbindung verschiedener Betroffener, von Washington-Korrespondent:innen bis hin zu lokalen NPR-Stationen. Die Folge vermeidet bewusst die Falle, Trump bloß als Clown zu karikieren, und zeigt stattdessen die gefährliche Effizienz seiner Strategie. Die gesellschaftliche Relevanz liegt darin, dass hier nicht nur US-amerikanische, sondern globale Demokratiefragen verhandelt werden - ein Musterbeispiel für Qualitätsjournalismus in Zeiten des Rechtsrucks.