netzpolitik.org: Erklärung zu Alterskontrollen: 25 EU-Staaten wählen den billigen Weg
Eine kritische Analyse der "Jütland-Erklärung" zeigt, warum die Forderung nach Alterskontrollen im Netz eine gefährliche und ineffektive Scheinlösung ist.
netzpolitik.org
9 min readDer Kommentar von netzpolitik.org analysiert die „Jütland-Erklärung“, in der 25 EU-Staaten strengere Alterskontrollen für soziale Medien fordern, und kritisiert diese Initiative scharf als populistische Scheinlösung. Die zentrale These lautet, dass die in der Erklärung geforderte „wirksame und datenschutzfreundliche Altersverifikation“ in der Praxis nicht existiert. Bestehende Technologien seien leicht mit Werkzeugen wie VPNs zu umgehen, was ihre Wirksamkeit untergräbt. Zudem würden sie erhebliche Datenschutzrisiken bergen, wie ein kürzlicher Hack von 70.000 Ausweisdaten bei Discord beispielhaft zeige.
Der Newsletter stellt der politischen Forderung die Analysen von Fachleuten gegenüber. Er zitiert eine Studie der Denkfabrik Interface, die davor warnt, Alterskontrollen voreilig in verbindliches EU-Recht zu gießen, da selbst große Plattformen bestehende Regeln nur schleppend umsetzen. Stattdessen argumentiert der Text, dass bereits Gesetze wie der Digital Services Act (DSA) differenziertere Ansätze böten, um Jugendliche vor vielfältigen Risiken wie süchtig machenden Designs oder Cybermobbing zu schützen. Die Argumentation der Erklärung wird als „heiße Luft“ entlarvt, da sie komplexe Probleme mit einer untauglichen Maßnahme lösen wolle. Die Forderung nach neuen Gesetzen sei letztlich ein Zeichen politischer Schwäche, um die mühsame Durchsetzung bestehender Regeln zu umgehen.
Länge des Newsletters: 8738
## Einordnung
Der Kommentar vertritt eine klare digitalpolitische und bürgerrechtliche Perspektive, die typisch für netzpolitik.org ist. Er priorisiert die Stimmen von technischen Expert:innen und der Zivilgesellschaft, während die unterzeichnenden Politiker:innen als schlecht informiert und aktionistisch dargestellt werden. Die implizite Annahme ist, dass technische Machbarkeit und der Schutz der Privatsphäre grundlegende Voraussetzungen für jede digitale Regulierung sein müssen, auch im Jugendmedienschutz.
Das Framing stellt die „Jütland-Erklärung“ als populistischen, „bequemen und billigen“ Weg dar, der von der eigentlichen Aufgabe ablenkt: der konsequenten Durchsetzung des DSA gegen Tech-Konzerne. Damit wird die Agenda von Datenschützer:innen gestärkt, die eine nuancierte Regulierung statt pauschaler Kontrollmechanismen fordern. Der Text ist eine Leseempfehlung für alle, die eine fundierte, kritische Auseinandersetzung mit der Debatte um Jugendmedienschutz suchen und verstehen wollen, warum vermeintlich einfache Lösungen oft die schlechtesten sind.