phoenix runde - Podcast: Zwischen Trauma und Hoffnung - Beendet der Gaza-Plan die Gewalt?
Die Sendung zeigt eindrucksvoll die Spaltung in Deutschland, fällt aber durch Gleichsetzung von Antisemitismus und „antimuslimischem Rassismus“ und unbelegte Schuldzuweisungen gegen deutsche Waffenlieferungen auf.
phoenix runde - Podcast
47 min read2669 min audioAm Jahrestag des 7. Oktober 2023 diskutieren Anke Plättner mit dem muslimisch-jüdischen Ehepaar Saba-Nur Cheema und Meron Mendel, dem Politikwissenschaftler Mohamed Ibrahim sowie dem Publizisten Rafael Seligmann über Antisemitismus, Rassismus und die Aussichten auf Frieden. Die Sendung zeigt eindrucksvoll, wie tief die Gesellschaft in Deutschland gespalten ist – zwischen Trauer, Wut und politischer Ratlosigkeit.
### Täterkollektiv „Moslems“ und vermeintliche Jubelpersönlichkeiten
Cheema berichtet, wie bereits am Abend des Massakers auf pakistanischen Nachrichtensendungen und in deutschen Linkskreisen „Befreiung“ gefeiert worden sei. Dabei blendet sie aus, dass es sich um vereinzelte, überwiegend junge Männer handelte, und spricht stattdessen von „Moslems“ und „linken Kontexten“, die das Massaker gutgeheißen hätten.
### Israelische Zivilgesellschaft als einzige legitime Adresse deutscher Solidarität
Mehrfach wird die israelische Regierung als „rechtsextrem“ bezeichnet, während zugleich die deutsche „Staatsräson“ auf die israelische Zivilgesellschaft umgedeutet wird. Die Forderung, deutsche Politik müsse diese Zivilgesellschaft stärken, impliziert, dass jüdische Deutsche, die die Sicherheit Israels befürworten, keine Teil dieser Zivilgesellschaft seien.
### Deutsche Waffenlieferungen als Haupttodesursache palästinensischer Zivilisten
Mohamed Ibrahim behauptet, 30 % der in Gaza getöteten Palästinenser seien durch deutsche Waffen gestorben und wirft Deutschland eine „falsche Interpretation“ von Staatsräson vor. Dabei werden weder Quellen genannt noch differenziert zwischen militärischen und zivilen Opfern, sodass eine pauschale Schuldzuweisung entsteht.
### Symmetrische Opferrolle: „Juden und Palästinenser in Deutschland leiden gleich“
Am Ende der Sendung dominiert das Narrativ, beide Minderheiten seien in Deutschland „gleich verzweifelt“. Damit wird die historische Verantwortung Deutschlands für Antisemitismus relativiert und eine Äquivalenz zwischen antimuslimischem Rassismus und Antisemitismus hergestellt, ohne die unterschiedlichen Machtverhältnisse und historischen Kontexte zu berücksichtigen.
## Einordnung
Die Sendung nutzt das seriöse Format der „phoenix runde“, um eine Gleichsetzung von Antisemitismus und „antimuslimischem Rassismus“ zu etablieren. Indem jüdische Bürger:innen, die Israels Sicherheit fordern, implizit als „nicht-zivil“ delegitimiert werden, während palästinensische Demonstrationen mit teils antisemitischen Parolen als Ausdruck „gerechten Protests“ gewertet werden, wird eine moralische Symmetrie konstruiert, die der deutschen Erinnerungskultur widerspricht. Die Moderation lässt pauschale Schuldzuweisungen gegen deutsche Waffenlieferungen und die Behauptung einer „Kriminalisierung von Muslimsein“ stehen, ohne nach Belegen zu fragen. So wird rechtes Ressentiment salonfähig und die Erinnerung an den Holocaust als Kern deutscher Historie verwässert.