Die Historiker:innen Daniel Meßner und Richard Hemmer erzählen in Folge 530 die Geschichte der synthetischen Vanillin-Herstellung. Sie beginnen mit der Entdeckung des Vanillingeruchs bei der Verarbeitung von Rindensaft 1865 durch Wilhelm Kubel und der anschließenden Synthese durch Wilhelm Haarmann 1872. Die Episode beleuchtet die botanischen und kolonialgeschichtlichen Hintergründe der Vanille, von deren Ursprung in Mexiko über die europäischen Kolonisierungsversuche bis zur künstlichen Befruchtung durch Charles Moreau und Edmund Albius. Schwerpunkt ist die technologische Innovation, die zur ersten Riechstofffabrik der Welt führte. ### Die Entdeckung des Vanillins aus Rindensaft Wilhelm Kubel beobachtet 1865 beim Kochen von Rindensaft mit Säure: "Gleichzeitig entwickelt sich ein höchst angenehmer Vanilleduft." Diese Beobachtung leitet die Suche nach dem synthetischen Vanillin ein. ### Die erste künstliche Vanillin-Synthese Wilhelm Haarmann setzt Kubels Entdeckung fort und isoliert 1872 erstmals Vanillin aus Rindensaft, was die Grundlage für die industrielle Aromastoffproduktion bilde. ### Koloniale Monopole und Pflanzenraub Die Spanier:innen behalten lange ein Monopol auf Vanille, da die Pflanze außerhalb Mexikos nicht fruchtet – bis zur künstlichen Befruchtung durch Charles Moreau 1836. ### Die Rolle der Bestäuber: Kolibris und Bienen Ohne die stachellose Biene oder bestimmte Kolibris bleibe die Vanille außerhalb Mexikos steril. Die künstliche Befruchtung imitiere diesen Prozess. ### Edmund Albius und das Ende des Monopols Der Sklavenjunge Edmund Albius entwickelt ein Verfahren zur manuellen Befruchtung, wodurch das Vanillemonopol zusammenbreche und die Riechstoffindustrie entstehe. ## Einordnung Die Episode präsentiert sich als lockeres, aber fundiert recherchiertes Gespräch zwischen zwei Historiker:innen, die komplexe Zusammenhänge aus Wissenschafts-, Kolonial- und Wirtschaftsgeschichte in unterhaltsamer Form vermitteln. Die Sprecher:innen gehen reflektiert mit kolonialen Kontexten um, benennen etwa, dass Wissen über Azteken fast ausschließlich aus kolonialen Quellen stammt. Die wiederholten Passagen zum Verfahren der künstlichen Befruchtung wirken redaktionell nicht durchdacht und lenken ab. Insgesamt bietet die Folge einen lehrreichen Blick auf eine kleine, aber folgenreiche Episode der Chemiegeschichte – mit dem Charme zweier Menschen, die sich offensichtlich gern zuhören und dabei manchmal das Zeitgefühl verlieren. Hörempfehlung für alle, die Wissenschaftsgeschichte gern mit Aha-Momenten und ohne erhobenen Zeigefinger serviert bekommen.