Der SRF-Podcast «Input» beleuchtet in dieser Folge das Thema Lehrabbrüche in der Schweiz. Rund jede vierte Lehre wird vorzeitig beendet – ein Thema, das viele Betroffene zunächst als persönliches Scheitern erleben. Drei junge Menschen berichten offen von ihren Erfahrungen: Celina Gerber brach ihre Lehre als Pferdefachfrau wegen eines Burnouts ab, Bobby Korrodi fand in einem kleinen IT-Betrieb keine angemessene Unterstützung, und Andrea Wiget fühlte sich als Zeichnerin allein gelassen. Alle drei fanden nach ihrem Neuanfang eine neue Perspektive und blicken heute positiv auf ihre Entscheidung zurück. Die Episode zeigt: Lehrabbruch ist nicht gleich Scheitern – oft ist er der Beginn eines besseren Wegs. ### 1. Hohe Lehrabbruchquote in Berufen mit schwierigen Arbeitsbedingungen Die Lehre zur Pferdefachfrau zählt mit 30 % zu den Ausbildungsberufen mit den häufigsten Abbrüchen. Als Grund nennt Celina Gerber die extremen Arbeitszeiten, fehlende Freizeit und psychische Überforderung. „Ich konnte einfach nicht mehr. Ich bin dann auch oft weinend aufgestanden,“ beschreibt sie ihren Zustand. ### 2. Mangelnde Betreuung als zentraler Abbruchgrund Bobby Korrodi brach seine erste IT-Lehre ab, weil er sich im Kleinbetrieb ohne Mentoring allein gelassen fühlte. Der Chef arbeitete oft im Homeoffice. „Ich war dann halt so ein bisschen so der, ja, der alleinige in der Firma.“ Ohne Unterstützung verlor er die Freude am Beruf. ### 3. Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Abbruchgründen Eine Studie der Uni Bern zeigt: Bei Männern liegen die Gründe eher im Betrieb, etwa bei fehlender Förderung. Bei Frauen seien es häufiger persönliche Faktoren wie psychische Belastung oder schlechte Arbeitsbedingungen. Die Geschichten der drei Protagonist:innen bestätigen diese Muster. ### 4. Lehrabbruch als Chance für Neuanfang Alle drei Betroffenen fanden nach ihrem Abbruch eine neue Perspektive: Celina machte eine Kauffrauenlehre und arbeitet heute wieder mit Pferden – aber unter besseren Bedingungen. Bobby fand eine neue Lehrstelle in einem grösseren IT-Unternehmen. Andrea startete im Eventmanagement durch. ### 5. Wichtige Rolle der Eltern und sozialen Unterstützung Die Unterstützung durch die Eltern war für alle drei entscheidend. „Es gibt immer einen anderen Weg,“ war ein Satz, den alle zu hören bekamen. Diese Rückendeckung half ihnen, den Schritt zum Abbruch zu wagen und anschliessend wieder neu durchzustarten. ## Einordnung Der Podcast setzt auf persönliche Erzählungen statt auf Expertenwissen – ein bewusstes stilistisches Mittel, das dem Thema Lehrabbruch eine menschliche Dimension verleiht. Die drei Protagonist:innen werden sensibel und ohne voyeuristische Neugier porträtiert, ihre Erfahrungen wirken authentisch. Die journalistische Leistung liegt darin, aus individuellen Schicksalen ein gesellschaftlich relevantes Muster sichtbar zu machen: Lehrabbruch als möglicher Neuanfang statt als persönliches Versagen. Die Episode verzichtet auf erhobenen Zeigefinger oder plakative Lösungsvorschläge, sie versteht sich als Ermunterung zum Umdenken. Besonders gelungen: Die Integration aktueller Studienerkenntnisse, die die persönlichen Geschichten strukturell einbetten. Die Folge wirkt wie ein Plädoyer für mehr Mitgefühl – mit sich selbst und mit jungen Menschen, die ihren Weg suchen.