Haken dran – das Social-Media-Update der c't: Lexikon voller Lügen (mit Katharina Nocun)
Netzpolitik-Expertin Katharina Nocun kritisiert im c't-Podcast Elon Musks KI-Lexikon Grokipedia als fehleranfällig und desinformationsgefährdet.
Haken dran – das Social-Media-Update der c't
67 min read3977 min audioDer c't-Podcast „Haken dran“ widmet sich in Folge 493 der neuen „Grokipedia“ – einem von Elon Musks KI Grok generierten Lexikon, das auf Inhalten von X (ehemals Twitter) basiert. Gast ist die Netzpolitik-Expertin Katharina Nocun. Die Moderation liegt bei den bekannten c't-Redakteur:innen. Im Fokus steht die Frage, wie verlässlich ein Lexikon sein kann, das auf einer KI basiert, die laut Studien fast die Hälfte ihrer Antworten mindestens problematisch liefert.
### Grokipedia liefere bis zu 45 % falsche oder problematische Inhalte
Die KI Grok produziere laut einer Studie in fast der Hälfte aller Fälle fehlerhafte oder irreführende Antworten – für ein Enzyklopädie-Projekt eine „sehr mutige, fast naive Entscheidung“, so Nocun.
### Die KI kopiere fragwürdige Inhalte aus dem X-Ökosystem
Da X laut EU-Kommission die größte Plattform für russische Desinformationen sei, drohe der Grokipedia ein „sehr, sehr großer Anteil“ an falschen Einträgen. Die KI greife zudem auf ein begrenztes, oft einseitiges Quellen-Set zurück.
### Wikipedia funktioniere nur durch menschliche Koordination
Ohne Community-Prinzip und ohne quellenbasierte Korrekturmechanismen fehle der Grokipedia die Qualitätssicherung, die Wikipedia auszeichne. Die KI übernehme damit keine menschliche Rolle, sondern ersetze Menschen vollständig – mit vorhersehbarem Qualitätsverlust.
### Grok erzeuge nicht nur Fakten, sondern auch Quellen
Die KI erfinde nicht nur Inhalte, sondern auch angebliche Belege („die KI halluziniert ja auch Quellen“). Dies mache eine nachträgliche Faktencheck praktisch unmöglich und verstärke Desinformationsketten.
### KI-Trainingsdaten spiegeln Vorurteile wider
Aufgrund rassistischer oder frauenfeindlicher Trainingsdaten bestehe die Gefahr, dass die Grokipedia diskriminierende Stereotype verstärke. Dies habe bereits reale Konsequenzen in Bereichen wie Personalwesen oder Justiz.
## Einordnung
Die Sendung wirkt wie ein warnendes Lehrstück über Tech-Hype und Desinformationsrisiken. Die Argumentation bleibt durchgehend sachlich; aufgeregte Rhetorik oder Verschwörungsdenken sucht man vergeblich. Besonders wertvoll: Die Expertin führt konkrete Beispiele (etwa die Lobeshymne auf Elon Musk) an und verortet das Projekt im größeren Diskurs um Responsible AI. Kritisch bleibt, dass potenzialorientierte KI-Nutzung nur kurz angerissen wird; eine differenziertere Abwägung zwischen Hilfs-Tool und Alleinstellungsanspruch käme der Debatte zugute. Dennoch bietet der Podcast eine klare Kaufempfehlung gegenüber dem fragwürdigen Lexikon-Projekt und mahnt, digitale Kompetenz stärker in Bildung und Medien zu verankern.