phoenix runde - Podcast: Putin provoziert die NATO - ist auf Trump noch Verlass?
Sachliche Einordnung zu Putins Luftverletzungen und Trumps unklarer NATO-Politik.
phoenix runde - Podcast
60 min read2672 min audioDie Phoenix-Runde diskutiert die aktuelle geopolitische Krise rund um russische Luftverletzungen im NATO-Luftraum und Trumps unklare Position gegenüber Europa und der Ukraine. Die Gäste – Ralf Stegner (SPD), Knut Abraham (CDU), Gesine Dornblüt (ehem. Moskau-Korrespondentin) und Anja Wehler-Schöck (Tagesspiegel) – analysieren Putins Eskalationsstrategie, Trumps unberechenbare Außenpolitik und die daraus resultierende europäische Sicherheitslage.
### 1. Putin nutzt Luftverletzungen zur Einschüchterung und Spaltung der NATO
Die Sprecher:innen sehen die wiederholten Luftraumverletzungen (z.B. Drohnen über Polen, Überflüge über Estland) als gezielte Eskalation durch Putin. Dabei gehe es nicht nur um militärische Testläufe, sondern primär um psychologische Kriegsführung: „Er will Angst machen, die NATO als uneinig darstellen und Verunsicherung in der Bevölkerung erzeugen.“ (Gesine Dornblüt)
### 2. Trump bleibt unverlässlich – Europa muss sich selbst stärken
Trump habe sich in seiner UN-Rede weder klar hinter die NATO gestellt noch konkrete Unterstützung gegen Putins Provokationen zugesagt. Stattdessen nutze er die Situation, um Druck auf Europa auszuüben („Europa muss zahlen“). Die Gäste einig: Europa dürfe sich nicht länger auf die USA verlassen, müsse stattdessen militärisch und technologisch souveräner werden.
### 3. Abschuss von Kampfjets wird als Ultima Ratio diskutiert
Knut Abraham (CDU) hält es für denkbar, dass es zu einer direkten militärischen Konfrontation kommen könne, sollte Russland weiter Luftraumverletzungen begehen. Andere Gäste warnen vor einer automatischen Eskalation und fordern stattdessen klare diplomatische und militärische Signale ohne Selbstüberschätzung.
### 4. Diplomatische Lösungen sind fraglich, aber alternativlos
Trotz aller Skepsis betont Ralf Stegner, dass Diplomatie – auch mit unzuverlässigen Partnern – bleiben müsse: „Es mag alles scheitern, aber ich sehe nicht, was daran sinnvoll sein sollte, es nicht zu versuchen.“ Dabei müssten die Ukraine und europäische Interessen nicht ausgeklammert werden.
### 5. Europa bleibt gespalten – Putin nutzt dies
Mehrfach wird angemerkt, dass vor allem Ungarn und die Slowakei weiterhin russisches Öl und Gas beziehen und so Putins Krieg indirekt mitfinanzieren. Trump nutze diese Uneinigkeit, um Druck aufzubauen und spiele mit der Vorstellung, dass Europa den Krieg selbst mitfinanziere.
## Einordnung
Die Diskussion ist geprägt von nüchterner Analyse und gegenseitigem Zuhören – ein Qualitätsmerkmal des Formats. Besonders bemerkenswert ist, dass trotz unterschiedlicher politischer Lager (SPD, CDU, Medien) eine Grundkonsistenz darin besteht, dass Putins Aggression ernst zu nehmen und gleichzeitig europäische Eigenständigkeit notwendig sei. Die Expertise der Gäste (u.a. langjährige Russland-Korrespondentin, ehem. Diplomat) erlaubt differenzierte Sichtweisen, etwa zu militärischen Eskalationsstufen oder russischem Machtkalkül. Kritisch bleibt, dass Fragen wie nukleare Abschreckung oder konkrete europäische Verteidigungsstrukturen nur angerissen werden. Insgesamt liefert die Runde eine solide Orientierung für Zuhörer:innen, die sich ohne Polemik einen Überblick über die sicherheitspolitische Lage verschaffen wollen.
Hörempfehlung: Ja – wer eine sachliche, parteienübergreifende Einordnung zu Putins Eskalation und Trumps Unberechenbarkeit sucht, wird hier fundiert informiert.