Paul Ronzheimer und seine Kollegin Angelika Hellemann analysieren die prekäre Lage der großen Koalition. Die Regierung aus SPD und Union sei, so Hellemann, "eigentlich ziemlich durch miteinander", obwohl sie noch keine vier Monate im Amt sei. Lars Klingbeil, Finanzminister und SPD-Vize, stehe vor einem Haushaltsloch von 30 Milliarden Euro im Jahr 2027 und müsse gleichzeitig weitere Milliardenhilfen für die Ukraine zusichern – eine Balanceakt, die zunehmend auf Widerstand in der Bevölkerung stoße. ### 1. Klingbeil sieht keine Alternative zu Steuererhöhungen Klingbeil halte Steuererhöhungen für notwendig, um das Finanzloch zu stopfen. "Er sieht bei Rente und bei Gesundheit, dass er da nicht rein auf Leistungskürzung für die normalen Arbeitnehmer drauf gehen will", berichtet Hellemann. Stattdessen plädiere er dafür, dass "wenn wir hier Einschnitte machen müssen, dann müssen wir im Grunde genommen alle was leisten" – auch diejenigen mit hohen Einkommen oder großen Erbschaften. ### 2. Merz' Attacken erschweren die SPD-Politik massiv Friedrich Merz habe bei einem CDU-Landesparteitag die SPD massiv attackiert und angekündigt, den Sozialstaat zusammenkürzen zu wollen. Dies treffe die SPD ins Mark, besonders weil Merz die Partei gleichzeitig infrage stelle, ob sie überhaupt "industriefreundlich" sein könne – ein Vorwurf, der "mit ihrem eigenen Selbstbild crasht", so Hellemann. ### 3. Die Ukraine-Hilfe wird zum Kommunikationsproblem Die finanzielle Unterstützung für ukrainische Flüchtlinge in Deutschland summiere sich laut Klingbeils Zahlen auf 25 Milliarden Euro seit 2022. Dies mache die SPD angreifbar, wenn gleichzeitig über Sozialleistungskürzungen debattiert werde. Die neue Regelung, wonach neu ankommende Ukrainer nur noch Asylbewerberleistungen erhalten, solle die Kosten reduzieren. ### 4. Die Koalition droht zu zerbrechen In der SPD frustriere sich eine kleine Gruppe von Abgeordneten zunehmend. Einige überlegten laut Hellemann, ob "wir hier jetzt nicht die ganze Zeit falsche Kompromisse mitmachen", und zögen einen Koalitionsaustritt in Betracht. Die schwarz-rote Koalition verfüge nur über eine knappe Mehrheit von 12 Stimmen, was bei geheimen Wahlen wie der Richterwahl problematisch sei. ### 5. Wirtschaftspolitik ohne klare Linie Die Regierung sende widersprüchliche Signale zur Wirtschaftspolitik. Während Klingbeil auf grünen Wachstum setze, zweifle Wirtschaftsministerin Katharina Reiche die Solarförderung und den Netzausbau an. Diese Uneinigkeit verunsichere Unternehmen und verhindere notwendige Investitionen. ## Einordnung Der Podcast liefert tiefere Einblicke in die Machtkämpfe der großen Koalition, bleibt dabei aber journalistisch professionell. Ronzheimer und Hellemann analysieren die Konflikte nüchtern und ohne parteipolitische Wertung. Besonders bemerkenswert ist die Offenheit, mit der über die innerparteilichen Zwistigkeiten berichtet wird – von der Frustration einzelner SPD-Abgeordneter bis hin zu möglichen Koalitionsbrüchen. Die Berichterstattung zeigt, wie schwierig es ist, in einer fragmentierten politischen Landschaft tragfähige Kompromisse zu finden. Die Ukraine-Politik wird dabei als zusätzlicher Sprengsatz beschrieben, der die ohnehin angespannte Koalition weiter belastet. Die Analyse bleibt dabei stets auf die politischen Prozesse fokussiert und vermeidet es, die inhaltlichen Entscheidungen zu bewerten.