Huberman Lab: Essentials: Time Perception, Memory & Focus
Huberman erklärt die Neurochemie der Zeitempfindung und liefert „Tools“ für besseren Fokus, produktivere Arbeit und stabile Rhythmen.
Huberman Lab
34 min read2035 min audioAndrew Huberman, Professor für Neurowissenschaften an der Stanford School of Medicine, erklärt in dieser Essentials-Folge des Huberman Lab Podcasts, wie biologische Rhythmen und Neurochemikalien unsere Zeitempfindung steuern. Er unterscheidet zwischen circadianen (täglichen), circannualen (jährlichen) und ultradianen (ca. 90-minütigen) Rhythmen und zeigt, wie Licht, Schlaf, Dopamin und Serotonin unser subjektives Zeitgefühl beeinflussen. Der Podcast bietet konkrete, angeblich wissenschaftlich fundierte Tools zur Optimierung von Fokus, Produktivität und Erinnerung.
### 1. Licht steuert über Melatonin unsere Jahresrhythmen
Huberman erklärt, dass Licht die Melatoninproduktion hemmt. Da die Tageslänge über das Jahr schwankt, verändere sich die Hormonmenge und damit Energie und Stimmung. Er behauptet: „Die Menge an Melatonin korreliert mit der Tageslänge.“ Menschen mit längeren Tagen produzierten weniger Melatonin und fühlten sich aktiver.
### 2. Präzise circadiane Eingebundenheit sei gesundheitskritisch
Störungen des 24-Stunden-Rhythmus würden Krebsrisiko, Adipositas und psychische Probleme erhöhen. Praktische Empfehlungen: morgens 10–30 Minuten Sonnenlicht, abends möglichst wenig helles Licht. Regelmäßige Bewegungszeiten würden die innere Uhr zusätzlich synchronisieren.
### 3. 90-Minuten-Arbeitstakte nutzen Neurochemie für Fokus
Ultradiane Rhythmen erlaubten etwa 90 Minuten konzentrierte Arbeit, dann sinke die Fähigkeit zur Aufmerksamkeit. Man könne diese Zyklen bewusst starten, aber nicht verlängern. Huberman empfiehlt maximal zwei solcher Blöcke täglich mit zweistündiger Pause dazwischen.
### 4. Dopamin beschleunige, Serotonin verlange die Zeitwahrnehmung
Tier- und Humanstudien zeigten: mehr Dopamin führe zu Überschätzung vergangener Minuten („38 statt 60 Sekunden“), Serotonin zu Unterschätzung. Die Hirnchemie verändere sich über den Tag – vormittags dominierten Dopamin und Norepinephrin, abends Serotonin – und damit auch das subjektive Tempo.
### 5. Emotionen und Neuheit prägen Erinnerungshorizonte
Aufregende Erlebnisse würden im Moment schnell vergehen, im Rückblick aber als lange, ereignisreiche Episoden in Erinnerung bleiben. Langweilige Zeiten erlebe man umgekehrt. Dopamin diene als „Frame-Rate“-Regler, der das Gedächtnis auf Hochtouren bringe.
### 6. Gewohnheiten strukturieren den Tag in „funktionale Einheiten“
Durch regelmäßige, kleine Gewohnheiten setze man Dopamin-Ausschüttungen und markiere Zeitabschnitte. Dies helfe, den Tag sinnvoll zu zerteilen und Motivation aufrechtzuerhalten, ohne obsessiv auf Uhrzeiten schauen zu müssen.
## Einordnung
Huberman präsentiert komplexe Neurobiologie in übersichtlichen, handlungsorientierten Paketen. Die wissenschaftliche Grundierung bleibt oberflächlich: Studien werden erwähnt, aber ohne Details zur Methodik, Stichprobengröße oder Meta-Analysen. Stattdessen dominiert ein Self-Help-Impuls – „Tools“ versprechen mehr Fokus, bessere Stimmung, optimale Produktivität. Kritische Gegenstimmen fehlen; widersprüchliche Evidenz oder individuelle Unterschiede werden kaum erörtert. Die wiederkehrende Produktplatzierung (Schlaf-Supplement AGZ, Online-Therapie BetterHelp) steht in Spannung zum wissenschaftlichen Anspruch und erinnert stark an Influencer-Marketing. Insgesamt liefert die Episode unterhaltsame, leicht konsumierbare Verhaltensratschläge, wirkt aber eher wie ein optimierter Lifestyle-Workshop denn wie kritische Wissenschaftskommunikation. Wer fundierte neurologische Tiefe oder ausgewogene Diskussion erwartet, wird enttäuscht; wer schnelle, motivierende Life-Hacks sucht, bekommt sie in Endlos-Wiederholung.