Der Newsletter "Your Local Epidemiologist" von Dr. Katelyn Jetelina und Dr. Kristen Panthagani widerlegt die Behauptung von Robert F. Kennedy Jr., die Einnahme von Tylenol (Paracetamol) während der Schwangerschaft verursache Autismus. Die Autor:innen kritisieren, dass RFK Jr. keinen wissenschaftlichen Bericht, sondern eine politische Kampagne startete, die bei Eltern erhebliche Verunsicherung auslöste. Der Newsletter will dieser Panikmache mit wissenschaftlicher Klarheit begegnen. Im Zentrum steht die Analyse der Studienlage. Während einige Beobachtungsstudien eine schwache Korrelation zeigen, können diese keine Kausalität beweisen. Als entscheidenden Beleg führen die Autor:innen eine schwedische Geschwisterstudie von 2024 an, die für genetische und umweltbedingte Faktoren kontrollierte und keinen kausalen Zusammenhang fand. Die Evidenz deute stark auf eine Korrelation, nicht auf eine Kausalität hin. Stattdessen werden wissenschaftlich fundiertere Faktoren wie eine verbesserte Diagnostik oder ein höheres Alter der Eltern als mögliche Gründe für die Zunahme von Diagnosen genannt. Der Newsletter betont den Nutzen von Tylenol bei der Behandlung von Fieber in der Schwangerschaft, da unbehandeltes Fieber selbst ein Risiko darstellt. Die Argumentation von RFK Jr. wird als "Appell an die Natur"-Trugschluss entlarvt, der komplexe Sachverhalte unzulässig vereinfacht. ## Einordnung Der Newsletter vertritt eine klar pro-wissenschaftliche Perspektive und nutzt die Expertise der Autor:innen, um die Deutungshoheit der evidenzbasierten Medizin zu stärken. Er framt die Debatte als Konflikt zwischen verantwortungsvoller Wissenschaft und politischer Panikmache. Durch die empathische Ansprache von Müttern wird eine Vertrauensbasis geschaffen. Ausgeblendet bleiben die Perspektiven von Autist:innen selbst sowie eine Analyse der gesellschaftlichen Gründe für das Misstrauen gegenüber medizinischen Institutionen. Die implizite Annahme ist, dass faktenbasierte Aufklärung das wirksamste Mittel gegen Desinformation ist. Eine Schwäche liegt in der Auslassung des soziopolitischen Kontexts, der den Erfolg von Akteur:innen wie RFK Jr. begünstigt. Der Text ist ein exzellentes Beispiel für gelungene Wissenschaftskommunikation. Er ist besonders lesenswert für (werdende) Eltern und alle, die ein klares, wissenschaftlich fundiertes Gegenargument zu populistischen Gesundheitsmythen suchen. Länge des Newsletters: 10054