Carl-Auer Sounds of Science: #9 Erkenntnistheoretischer Führerschein | Sind Abweichungen immer „Störungen“?
Eine systemische Betrachtung dessen, was wir als „gestört“ wahrnehmen – und warum Beobachten oft wichtiger ist als Verstehen.
Carl-Auer Sounds of Science
36 min read2522 min audioIn der neunten Folge von „Sounds of Science“ sprechen der systemische Psychotherapeut Fritz B. Simon und der Organisationsentwickler Andreas Kollar darüber, warum etwas als „gestört“ oder „normal“ gilt. Sie zeigen, dass Abweichungen erst durch Erwartungen sichtbar werden und „Störung“ eine soziale Zuschreibung ist: „Gestört ist, wer andere stört.“ Simon plädiert dafür, nur Körperliches als Krankheit zu bezeichnen; alles andere werde kommunikativ ausgehandelt. Der Dialog mit Psychotikern funktioniere nicht durch Verstehen, sondern durch Beobachtung von Interaktionsmustern. Erklärungen seien oft „Schnuller“, die Beruhigung statt Erkenntnis liefern; wichtiger sei es, Wege aus Problemen zu finden, statt nach Ursachen zu forschen.