Ausgehend von einer persönlichen Erfahrung auf der Mülldeponie Dandora in Nairobi analysiert der Newsletter „Treibhauspost“ das Scheitern des globalen Plastikabkommens. Die zentrale These lautet, dass die Plastik- und die Klimakrise untrennbar miteinander verbunden sind und von denselben Akteur:innen befeuert werden: fossilen Konzernen wie ExxonMobil und Shell. Für diese sei die Plastikproduktion, die fast ausschließlich auf Öl, Gas und Kohle basiert, ein lukratives Ausweichgeschäft in einer Welt, die sich von fossilen Energien abwendet. Der Autor legt dar, dass die Industrie dabei die gleichen Taktiken anwendet, mit denen sie auch den Klimaschutz sabotiert. Erstens würden Verhandlungen durch eine massive Präsenz von Lobbyist:innen unterwandert. Zweitens werde gezielte Desinformation betrieben, insbesondere durch die jahrzehntelange Propagierung von Recycling als Lösung, obwohl die Industrie wisse, dass es in großem Maßstab nicht funktioniert. Ein Bericht der Umweltorganisation CIEL wird zitiert, wonach die Plastiklobby „zu leugnen, zu verwirren und effektive Regularien zu bekämpfen“ versuche. Drittens würden Pseudo-Lösungen wie „Advanced Recycling“ beworben, die oft nur dazu dienen, aus Plastikmüll neuen Treibstoff herzustellen. Als konkretes Beispiel für die Skrupellosigkeit der Industrie wird der kaum regulierte Transport von Plastik-Pellets angeführt, von denen jährlich Billionen im Meer landen. Der Newsletter schließt mit dem Appell, den Fokus von der individuellen Verantwortung auf die systemische Ebene zu verlagern. Die Schuld liege nicht bei den Konsument:innen, sondern bei einer Handvoll Konzerne. Die Verknüpfung beider Krisen biete jedoch auch eine Chance: „Alles, was ExxonMobil, Shell, TotalEnergies, Saudi Aramco und Co. aufhält, hilft dem Planeten gleich doppelt.“ Länge des Newsletters: 19523 ## Einordnung Der Newsletter nutzt ein klares und wirkungsvolles Framing, das eine komplexe Problematik auf einen zentralen Konflikt reduziert: Bürger:innen und der Planet gegen eine kleine Gruppe mächtiger fossiler Konzerne. Diese Zuspitzung ist argumentativ schlüssig und wird durch Verweise auf Berichte von NGOs und Medien gestützt. Die Perspektive ist eindeutig aktivistisch und zielt darauf ab, Wut und Frustration in politisches Handeln zu kanalisieren, indem klare Verantwortliche benannt werden. Stimmen aus der Industrie oder von Regierungen, die Regulierungen blockieren, werden ausschließlich als Antagonist:innen dargestellt, ihre Motive aber nicht weiter analysiert. Die implizite Annahme ist, dass der Profit-Fokus dieser Konzerne unvereinbar mit einer lebenswerten Zukunft ist und nur durch massiven politischen Druck und Regulierung gebrochen werden kann. Argumentative Schwächen oder Auslassungen sind im Rahmen dieses aktivistischen Ziels kaum vorhanden, wenngleich die Rolle von Konsumgesellschaften und staatlicher Mitverantwortung zugunsten der klaren Täter-Zuweisung in den Hintergrund tritt. Das Narrativ entlastet die Leser:innen von individueller Schuld und ermächtigt sie, sich auf den systemischen Wandel zu konzentrieren. Der Text ist gesellschaftlich hochrelevant, da er zwei der größten ökologischen Krisen unserer Zeit miteinander verknüpft. Er ist besonders lesenswert für Menschen, die eine klare, gut recherchierte und motivierende Analyse suchen, die über individuelle Verhaltenstipps hinausgeht und die strukturellen Ursachen der Umweltzerstörung in den Blick nimmt.