Echo der Zeit: Britische Vize-Premierministerin Rayner tritt zurück
Die Echo-der-Zeit-Folge vom 5. September 2025 bietet einen schnellen globalen Überblick über politische Krisen, skurrile Steueraffären und belagerte Städte – journalistisch sauber, aber mit wenig Raum für kontroverse Tiefe.
Echo der Zeit
53 min read2582 min audioDie Echo-der-Zeit-Folge vom 5. September 2025 wirkt wie ein klassischer Nachrichten-Turbo: In knapp 25 Minuten jagt ein Thema das nächste. Ivan Lieberherr führt durch ein Programm, das mit dem Rücktritt der britischen Vize-Premierministerin Angela Rayner startet – sie habe angeblich 50 000 Franken zu wenig Handänderungssteuer bezahlt. Korrespondent Patrick Wölser erklärt, Rayner habe den ethischen Code verletzt; Kritiker:innen sprechen von Steuerbetrug. Die Labour-Regierung um Keir Starmer verliere damit eine wichtige Gallionsfigur kurz vor einem turbulenten Herbst mit Steuererhöhungen und schlechten Umfragewerten. Weitere Themen: Thailands dritter Regierungswechsel innerhalb von zwei Jahren, Schwedens NATO-Beitritt und Aufrüstung, Frankreichs Haushaltsstreit zwischen Sozialist:innen und La France Insoumise, Nepals Social-Media-Sperre gegen Facebook, YouTube und Co., der Bürgerkrieg im Sudan mit Belagerung von El Fascher sowie ein Blick ins Archiv über die Zürcher Wohnungsnot seit den 1940er-Jahren. Die Sendung lebt von schnellen Schnitten, kurzen Statements und dem Anspruch, weltweite Ereignisse in komprimierter Form zu erklären.
### 1. Rayner habe Steuern zu wenig bezahlt und deshalb zurückgetreten
Rayner habe sich „falsch beraten“ gefühlt, doch der unabhängige Ethikberater attestiere einen Verstoß gegen den Minister:innen-Code. Kritiker:innen „reden klar von Steuerbetrug“, während die konservative Presse „genüsslich“ berichte.
### 2. Thailands neuer Premier Anutin Chanvirakun regiere nur dank „unheiliger Allianz“
Die progressive People’s Party sicherte ihm die Stimmen – im Gegenzug versprach er ein Verfassungsreferendum und Neuwahlen. Taxin Chinawat flog nach Dubai, wohl um juristischer Verfolgung zu entgehen.
### 3. Schweden blicke nach NATO-Beitritt „sicherer“ und rüste massiv auf
Verteidigungsminister Paul Johnson sagt, die Bevölkerung unterstütze Aufrüstung und Truppenentsendung für die Ukraine. Man wolle 2030 bereits 3,5 % des BIP für Verteidigung ausgeben.
### 4. Nepal blockierte Facebook, YouTube und 23 weitere Plattformen
Die Regierung fordert Registrierung lokaler Vertreter:innen; Kritiker:innen sehen einen Versuch, Oppositionelle zu kontrollieren. Viele Migrant:innen könnten nicht mehr mit Familien kommunizieren.
### 5. Die belagerte Stadt El Fascher im Sudan stehe kurz vor dem Fall
Satellitenbilder zeigten einen 30 km langen Erdwall der RSF-Milizen. Die 250 000 verbliebenen Menschen seien „in einer Todesfalle“, das Wasserwerk beschädigt.
### 6. Die Zürcher Wohnungsnot sei „seit 80 Jahren ungelöst"
Archivmitschnitte belegen, dass schon 1947 nur eine einzige leere Wohnung verzeichnet wurde. Die Tonalität habe sich gewandelt – früher höflich, heute mit persönlichen Schicksalen.
## Einordnung
Die Sendung präsentiert sich als professionelles Nachrichtenmagazin mit hohem Tempo und klarer Struktur. Die Machart folgt dem klassischen Radio-Prinzip: kurze Einleitung, dann O-Ton oder Korrespondent:innen-Kommentar, anschließend knappe Einordnung. Dabei bleibt wenig Raum für Hintergründe oder widersprüchliche Perspektiven. Die Berichterstattung über Rayner etwa übernimmt weitgehend die britische Ethikkommission-Diagnose ohne eigene Recherche zu möglichen Unstimmigkeiten oder politischen Motiven der Gegenseite. Bei internationalen Themen wie Nepal oder Sudan zitiert das Format zwar NGOs, doch fehlen Stimmen der betroffenen Regierungen oder unabhängiger Expert:innen vor Ort. Der Anspruch, „alles Wichtige“ unterzubringen, führt dazu, dass komplexe Konflikte – etwa die Machtspiele in Thailand oder die Gräben in der französischen Linken – auf einige Sätze reduziert werden. Positiv: Die Archiv-Sequenz zur Zürcher Wohnungsnot zeigt, wie politische Probleme über Jahrzehnte bestehen können – ein seltener Langzeit-Blick im sonst so kurzfristigen Format. Insgesamt liefert die Folge eine solide, aber oberflächliche Rundschau; wer Hintergründe oder kontroverse Deutungen sucht, muss woanders weiterhören.