Sebastian Tigges begrüßt den Popmusiker Max Giesinger (*1988) in der Podimo-Produktion „Männer weinen heimlich“. Giesinger erzählt, wie er als Scheidungskind mit Unsicherheiten und Beziehungsängsten aufwuchs, warum er nach 10 Jahren Nonstop-Karriere 2025 eine Live-Pause braucht und wie er zwischen Publikums-Liebe und Sehnsucht nach „normalem“ Barista-Dasein pendelt. Er spricht offen über Autonomie-Drang, mangelnde Beziehungs-Kommunikation und das Gefühl, nie „richtig dazuzugehören“. Die längste Passage widmet sich dem Spannungsfeld Authentizität vs. Mainstream-Vorwurf: Giesinger betont, er spreche in Interviews „alles aus, was sich okay anfühlt“, akzeptiere aber, dass Reichweite Kritik zieht. Beide reflektieren männliche Performance-Pflicht („immer den starken Mann geben“) und Selbstkritik. Am Ende raten sie sich zu mehr Selbstliebe. Die Sendung ist ein klassisches Promi-Interview mit therapeutischem Anspruch; journalistische Gegenfragen oder externe Perspektiven fehlen. Die Gesprächskultur bleibt oberflächlich, wiederholt aber schonende Selbstzweifel und stabilisiert das Format „berühmter Mann zeigt Gefühle“. ### 1. Scheidung als Prägung Max Giesinger glaubt, dass die elterliche Trennung seine Beziehungsangst befördert habe: „Ich glaube, so eine Vaterrolle zu haben, die die ganze Zeit einen von hinten stärkt […], hat vielleicht dann auch schon auch so ein bisschen gefehlt.“ ### 2. Publikums-Liebe als Sucht Er empfinde einen „Drang zur Autonomie“ und gleichzeitig die Sehnsucht, „nicht um mich“ zu gehen. Das mache Beziehungen schwierig, weil das Stadion-Applaus-Niveau kaum aufzuholen sei. ### 3. Karriere-Pause 2025 Nach zehn Jahren „Überholspur“ wolle er 2025 für ein Jahr alle Termine abschalten, um „die letzten Jahre reflektieren“, Sport treiben und „Zeit für Familie“ zu haben. ### 4. Mainstream-Vorwurf Die Kritik, er sei „zu glatt“, versteht Giesinger als Dilemma: Reichweite ermögliche Männerbild-Weiterentwicklung, gelte aber oft schon als „nicht authentisch“. ### 5. Männlichkeits-Performance Beide sehen „performative“ Selbstkontrolle als typisch männlich: „Dieses immer den starken Mann gehen, da darf es keine Momente der Schwäche geben“ – ein Muster, das sie beide „runterschlucken“ lernten. ### 6. Selbstliebe als Mantra Giesinger empfiehlt, den „inneren Kritiker“ zu umarmen: „Wenn ihr das habt, checkt mal kurz, was läuft da gerade innerlich ab.“ ## Einordnung Das Format ist kein kritisches Interview, sondern Promi-Talk mit therapeutischem Gestus. Statt Gegenfragen gibt es Selbstzweifel-Bestätigung; externe Expertise oder Betroffene fehlen. Die „neue Männlichkeit“ wird zur Marke: Weinen dürfen, Beziehungsängste und Selbstoptimierung werden wiederholt, aber nicht gesellschaftlich eingeordnet. Kritik an Giesingers öffentlichem Image wird vereinnahmt: „Vielleicht war ich wirklich nicht authentisch“ – mehr Selbstreflexion ist nicht vorgesehen. Die Sendung reproduziert damit das, was sie zu hinterfragen vorgibt: Männliche Authentizität als verkäufliches Narrativ, das sicherstellt, dass weder Machtstrukturen noch ökonomische Interessen des Pop-Business thematisiert werden. Für Hörer:innen, die Selbstgespräche mit Prominenten mögen, eine ruhige, emotionale Folge; für kritische Auseinandersetzung mit Männlichkeit gibt es kaum Substanz.