Die phoenix runde vom 24. September 2025 diskutiert die prekäre Lage der schwarz-roten Koalition: Die Wahl dreier Verfassungsrichter steht bevor, wobei Union und SPD auf die Stimmen von Grünen und Linken angewiesen wären. Friedrich Merz habe mit einer scharfen Rede, in der er Grüne und AfD in einen Atemzug genannt habe, Unmut gesät; sollte die Wahl scheitern, drohe eine Regierungskrise. Im Haushaltsstreit geht es um 500 Mrd. Euro "Sondervermögen", die offenbar teils zur Deckung regularer Ausgaben verwendet würden; mehrere Ökonomen warnten vor einer Umgehung der Schuldenbremse. Hinzu kommen Spannungen um geplante Sozialkürzungen, steigende Ticketpreise und mangelnde Glaubwürdigkeit der Kanzlerschaft. Die Runde mit Chefredakteur Michael Bröker, Bild-Politikchefin Angelika Hellemann, FR-Korrespondentin Christine Dankbar und Politikprofessor Michael Kos zeichnet ein Bild von strategischem Hickhack, Kommunikationspannen und wachsendem Misstrauen innerhalb der Koalition. ### 1. Merz riskiert mit scharfer Rede die Richterwahl Friedrich Merz habe mit einer "gegen die Grünen gerichteten Tirade" (Hellemann) die Gemüter erhitzt; er habe Grüne und AfD gleichgesetzt und damit die Gefahr provoziert, dass die Grünen bei der geheimen Wahl morgen ihre Stimmen verweigern. Ein Scheitern würde als "veritable politische Krise" (Hellemann) gelten und die ohnehin bröckelnde Kooperation zwischen Regierung und Opposition weiter belasten. ### 2. Die Koalition streitet über die Schuldenbremse Die Union wolle 500 Mrd. Euro in Sondervermögen mobilisieren, gleichzeitig aber Ausgaben aus dem Kernhaushalt dorthin verlagern, um Haushaltslöcher zu stopfen. Mehrere Wirtschaftsinstitute monierten, dass damit die Schuldenbremse umgangen werde; es drohe ein "Wortbruch", weil zugesagte Zusatzinvestitionen faktisch ausfallen. Kritisiert wird, dass die Regierung nicht offen kommuniziere, "warum wir eigentlich Finanzproblemen haben, wo wir so viele Sonderschulden aufnehmen" (Bröker). ### 3. Sozialpolitische Zerreißprobe Die Union habe im Wahlkampf hohe Einsparungen beim Bürgergeld versprochen, rechne nun aber nur noch mit rund fünf statt 30 Milliarden Euro Einsparung. Gleichzeitig würden teure Rentenleistungen wie Mütterrente oder das Stabilisieren des Rentenniveaus beschlossen – "sie vergrößern gerade die Haushaltslöcher" (Dankbar). Die geplante Rentenkommission solle erst 2027 Ergebnisse liefern, eine echte Reform vor der Wahl halte niemand für realistisch. ### 4. Machtkampf in der Union Merz stehe unter Druck: Seine Umfragewerte lägen hinter denen der Koalition, intern folgten ihm viele Abgeordnete nicht – beim Thema Palästina-Hilfe sei es zu offener Rebellion gekommen. Jens Spahn habe intern die Parole ausgegeben, nicht mehr vom "Herbst der Reformen" zu sprechen, weil keine Reformen kämen. Die CSU nutze ihre Erfahrung, um "übergewichtig" (Bröker) Einfluss zu nehmen und sich so durchzusetzen. ### 5. Kommunikatives Fiasko Die Regierung bekomme ihre Botsicht nicht vermittelt: Bürger erlebten steigende Ticketpreise und fehlende Entlastungen, während gleichzeitig riesige Schuldenberge aufgebaut würden. "Die Leute denken: Die können es nicht" (Hellemann). Selbst SPD-Spitzenkandidaten wie Steffen Krach in Berlin kritisierten die Bundeslinie – ein Kommunikationsgap, der der Koalition "unwahrscheinlich Ärger machen" werde. ## Einordnung Die Sendung wirkt wie ein Protokoll des Verfalls: Journalist:innen und Wissenschaftler analysieren detailliert, wie eine Regierung in ihrer eigenen Rhetorik versinkt. Auffällig ist die fast vollständige Entkopplung von Ankündigung und Handeln – ob Schuldenbremse, Sozialreform oder Infrastruktur, überall zeichnen sich Lücken ab, die mit semantischen Tricks kaschiert werden sollen. Die Diskussion bleibt auf Berliner Insider-Ebene; weder Bürger:innen noch kritische Ökonom:innen kommen zu Wort. Stattdessen zirkeln die Gäste um die Selbstblockade der Koalition, ohne nachhaltige Konsequenzen zu benennen. Die Perspektive bleibt dabei konservativ: Probleme werden vor allem als Kommunikations- und Machtfragen behandelt, nicht als strukturelle Herausforderungen. Die Sendung liefert damit keinen Journalismus, der Regierungsversagen überprüft, sondern betreibt Beobachtung auf Zuruf – mit dem Effekt, dass Versagen als politisches Normalität erscheint. Kritik bleibt in der Kategorie "Rhetorik-Peinlichkeiten" hängen; das größere Problem einer autoritären Verschiebung im Rechts-Konservativen bleibt unausgesprochen. Hörwarnung: Wer klare Analysen oder Perspektiven jenseits der Berliner Blase sucht, wird hier kaum bedient – die Folge wirkt wie ein Protokoll politischer Selbstaufgabe statt wie kritische Berichterstattung.