Studio Ett: Studio Ett 2025-09-02 kl. 22.12
Studio Ett bietet kompakte Live-Berichterstattung zu den wichtigsten Ereignissen in Skandinavien und der Welt.
Studio Ett
124 min read4950 min audioStudio Ett ist eine Live-Nachrichtensendung des schwedischen Radios SR P1. Moderiert wird sie von Pablo Dalense. In der Folge vom 2. September 2025 berichten Reporter:innen und Expert:innen über vier Hauptthemen: eine tödliche Schießerei in Göteborg, die gerichtliche Anerkennung eines dänischen Spions, der für die Geheimdienste PET und FE in Syrien arbeitete, US-Präsident Trumps angekündigten Einsatz der Nationalgarde in Chicago sowie die Debatte um die erste schwedische Kulturkanon.
### 1. Schießerei in Göteborg – zwei Tote in ruhigem Wohngebiet
In der Lunden-Siedlung seien zwei Menschen in einem Parkhaus erschossen worden, berichtet Elvira Jansson vom P4 Göteborg. Die Polizei sei zurückhaltend, doch Medien sprächen bereits von zwei Toten. Ein Fußballtrainer erzähle, die Kinder seien „chockade“, und Eltern hätten sich in WhatsApp-Gruppen vergewissert, ob ihre Kinder sicher seien.
### 2. Dänemark – Gericht zwingt Geheimdienste zur Wahrheit
Der 35-jährige Ahmed Samsam sei 2017 in Spanien festgenommen und zu acht Jahren Haft verurteilt worden, weil er angeblich für den IS gekämpft habe. Er habe jedoch stets behauptet, er sei Spion der dänischen Dienste PET und FE gewesen. Nach jahrelangem Rechtsstreit habe das Oberste Gericht nun entschieden, dass die Behörden dies offiziell zugeben müssten. David Rasmusson, SR-Korrespondent in Dänemark, zitiert Samsam: „Man hat diesen Fall auf eine Art und Weise gehandhabt, wie ich es mir als Amateur nie hätte vorstellen können.“
### 3. Trump will Nationalgarde nach Chicago schicken – gegen den Willen der Lokalregierung
Simon Isaksson, SR-USA-Korrespondent, berichtet, Trump habe auf einer Pressekonferenz angekündigt, „die Nationalgarde wird nach Chicago geschickt“, obwohl Bürgermeister und Gouverneur des demokratisch regierten Bundesstaats Illinois dies ablehnten. Trump bezeichne Chicago als „Hölle“, die Statistiken zeigten jedoch, dass die Kriminalität dort sinke. Gouverneur JB Pritzker werfe Trump vor, „seine Macht testen und ein politisches Drama inszenieren“.
### 4. Schwedische Kulturkanon – Symbol oder Ablenkung?
Die Regierung habe eine Liste von 100 Werken vorgestellt, die als „schwedische Kulturkanon“ dienen sollen. Kritiker:innen wie Björn Viman, Kulturchef der Dagens Nyheter, halten das Projekt für „ein Surrogat für echte Kulturpolitik“, da gleichzeitig Mittel für Volkshochschulen und Studienkreise gekürzt würden. Mustafa Panri, Polizist und Autor, argumentiert dagegen: „Für viele Neuschweden ist die Frage ‚Was ist Schwedisch?‘ zentral. Die Kanon kann eine Art Leitlinie sein.“
## Einordnung
Die Sendung arbeitet als klassisches Nachrichtenmagazin: schnelle Live-Schaltungen, knappe Kommentare, klare Trennung zwischen Bericht und Meinung. Die Moderation bleibt nüchtern, lässt Expert:innen sprechen und vermeidet Übertreibungen. Besonders bemerkenswert ist der Umgang mit dem dänischen Spion-Fall: Hier wird nicht nur die Tatsache der Anerkennung gewürdigt, sondern auch die ethische Verantwortung des Staates hinterfragt. Gleiches gilt für die Chicago-Berichterstattung, in der die politische Instrumentalisierung von Sicherheitsthemen deutlich benannt wird. Bei der Kulturkanon-Debatte gelingt es der Redaktion, unterschiedliche Perspektiven – von linker Kritik bis integrationsfreundlicher Befürwortung – auszubalancieren. Es fehlt allerdings eine systematische Einordnung, warum die Regierung gleichzeitig Kürzungen und Symbolprojekte vorantreibt. Insgesamt liefert Studio Ett einen soliden Überblick über den aktuellen Nachrichtentag ohne Polemik oder Desinformation.