Echo der Zeit: Echo der Zeit
Die aktuelle Ausgabe verknüpft geopolitische Krisen mit Schweizer Herausforderungen - von UN-Budgetkürzungen in Genf bis zur Unterrepräsentanz von Menschen mit Migrationshintergrund in der Politik.
Echo der Zeit
33 min read2135 min audioDie 28-minütige Ausgabe von «Echo der Zeit» spannt einen weiten Bogen von geopolitischen Krisen über Ernährungspolitik bis zu gesellschaftlichen Integrationsfragen. Moderator Ivan Lieberherr führt durch die Themen, wobei Korrespondent:innen wie Martin Aldrowandi (Südostasien), Susanne Brunner (Ausland), Jan Baumann (Wirtschaft), Roman Villinger (Westschweiz) und Dominik Steiner (Zürich) vertiefte Einordnungen liefern.
### 1. Thailand und Kambodscha vereinbaren Waffenruhe nach tödlichen Grenzscharmützeln
Nach tagelangen Gefechten mit Toten und Verletzten hätten sich Thailand und Kambodscha auf eine Waffenruhe ab 19 Uhr Schweizer Zeit geeinigt. Aldrowandi betont: "Die beiden Länder kehren aufeinander zu, sie reden wieder miteinander." Die Lösung sei wohl auch durch Druck aus den USA und China zustande gekommen, doch der langjährige Grenzkonflikt bleibe ungelöst.
### 2. UN-Ziel "Zero Hunger bis 2030" gilt als unerreichbar
Trotz eines Rückgangs der weltweiten Hungernden um mehrere Dutzend Millionen sei das UN-Ziel einer hungerfreien Welt bis 2030 laut FAO-Direktor David Laborde "in weite Ferne gerückt". Die Schere zwischen Regionen verschärfe sich: Während sich die Lage in Südostasien und Lateinamerika verbessert habe, hätten Nahost und Afrika deutlich mehr Hungernde zu verzeichnen.
### 3. Internationales Genf droht durch US-Budgetkürzungen zu schrumpfen
Die Stadt Genf stehe vor einem "gravierenden wirtschaftlichen Schaden", warnt Villinger. Allein bei der WHO seien bis zu 1.000 Stellen bedroht, bei UNAIDS sinke die Belegschaft von 127 auf 19 Personen. Die rund 35.000 gut bezahlten UN-Mitarbeitenden und die jährlich tausenden Konferenzteilnehmenden sicherten 10% der Genfer Wirtschaftsleistung.
### 4. Schweizer Wirtschaft fürchtet Nachteile durch US-EU-Zolldeal
Die von Trump verkündeten 15% Zusatzzölle auf EU-Exporte in die USA träfen die Schweizer Wirtschaft doppelt: direkt durch mögliche Schweizer Zölle und indirekt über die EU-Wertschöpfungskette. Besonders betroffen sei die Pharmabranche, bei der rund 50% der US-Exporte über EU-Staaten laufen.
### 5. Mandy Abou-Schoks gescheiterte Kandidatur offenbart strukturelle Hürden für Menschen mit Migrationshintergrund
Die Ablehnung der sudanesisch-stämmigen Kandidatin für Zürcher Stadtpräsidentin habe eine Debatte über systematische Ausgrenzung in linken Parteien ausgelöst. Kritiker:innen wie Migmar Dolma monieren: "Wir existieren praktisch nicht" - trotz 40% Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund seien diese in Führungspositionen massiv untervertreten.
### 6. Frauen-EM als "Sommermärchen" mit nachhaltiger Wirkung
Die Fussball-Europameisterschaft der Frauen habe mit einer halben Million Zuschauenden in Bern alle Erwartungen übertroffen. Die Veranstaltung habe neue Vorbilder geschaffen und den Frauenfussball etabliert, wobei die rasante Entwicklung die Infrastruktur vor neue Herausforderungen stelle.
## Einordnung
Als traditionsreiche politische Hintergrundsendung erfüllt "Echo der Zeit" professionell seinen Auftrag zur Information und Einordnung. Die journalistische Qualität zeigt sich in der sorgfältigen Recherche und der Einbindung ortskundiger Korrespondent:innen. Besonders bemerkenswert ist die gelungene Verbindung globaler Krisen mit lokalem Impact - sei es durch US-Politik, die Genfer UN-Organisationen trifft, oder durch Integrationsfragen in Zürcher Stadtpolitik. Die Sendung vermeidet einfache Schwarz-Weiß-Malereien und präsentiert komplexe Zusammenhänge nachvollziehbar. Kritisch anzumerken ist, dass bei Themen wie dem israelisch-palästinensischen Konflikt die Perspektive überwiegend aus westlich-liberaler Sicht erfolgt, während palästinensische Stimmen fehlen. Die strukturellen Herausforderungen des Frauenfussballs oder der Partizipation von Menschen mit Migrationshintergrund werden zwar benannt, aber nicht weiter hinterfragt. Insgesamt liefert die Sendung eine solide, wenn auch wenig überraschende Aufarbeitung aktueller Ereignisse.