disrupt!: Wir sind alle Antifa…
Eine radikal-linke Analyse zur Kriminalisierung von Antifaschismus und ein wütender Appell, die eigene Passivität zu überwinden und sich dem Widerstand anzuschließen.
disrupt!
10 min readDer Newsletter "disrupt!" eröffnet mit der skeptischen Frage, ob der Slogan "Wir sind alle Antifa" über symbolische Demonstrationen hinaus Bestand hat. Die:der Autor:in befürchtet, dass viele Menschen diese Haltung aufgeben, sobald antifaschistisches Engagement mit persönlichen Risiken verbunden ist. Als zentrales Argument für die Dringlichkeit des Handelns wird eine international zunehmende Kriminalisierung von Antifaschist:innen angeführt. Konkret werden politische Prozesse und hohe Haftstrafen in Deutschland (Fälle Lina E. und Hanna) sowie die Verfolgung von Aktivist:innen im sogenannten "Budapest-Komplex" als Belege für einen repressiven Staat genannt.
Ein Großteil des Textes ist eine Anklage gegen die Tatenlosigkeit der gesellschaftlichen Mehrheit. Diese Passivität angesichts von Angriffen auf die Rechte von Migrant:innen, queeren Menschen oder Klimaaktivist:innen wird als aktive Komplizenschaft gewertet. "Wenn die Entwicklungen bezüglich der Kriminalisierung und Verfolgung von Antifaschist:innen [...] so fortschreiten, wie sie das momentan tun, ist Schweigen keine Option und jede:r die schweigt, wird Mittäter:in." Die:der Autor:in weist die Ausrede der Unwissenheit zurück und stellt fest, es fehle nicht an Information, sondern am Willen zum Handeln. Der Newsletter schließt mit einem emotionalen Appell, die Angst zu überwinden und sich dem Widerstand anzuschließen.
Länge des Newsletters: 9304
## Einordnung
Der Text vertritt eine unmissverständlich radikal-linke, aktivistische Perspektive aus der Innenansicht einer sich bedroht fühlenden Bewegung. Er basiert auf der Annahme, dass staatliche Institutionen wie Justiz und Polizei Werkzeuge politischer Verfolgung sind. Antifaschistischer Widerstand wird als notwendige Reaktion auf einen als faschistisch interpretierten Rechtsruck der Gesellschaft dargestellt. Die Argumentation ist stark emotionalisiert und zielt darauf ab, passive Sympathisant:innen durch moralischen Druck zu mobilisieren.
Das Framing des Newsletters ist das eines eskalierenden Konflikts, in dem es keine neutrale Position mehr gibt. Komplexe Sachverhalte werden in ein klares Freund-Feind-Schema eingeordnet, was analytische Tiefe zugunsten mobilisierender Zuspitzung opfert. Die Agenda ist transparent: die Stärkung der eigenen Reihen und ein Aufruf zum zivilen Ungehorsam.
Der Newsletter ist lesenswert für Personen, die einen authentischen Einblick in die Denkweise und die Gefühlslage der autonomen antifaschistischen Szene erhalten möchten. Er verdeutlicht deren Dringlichkeitsempfinden und Isolation. Wer eine ausgewogene politische Analyse sucht, sollte den Text als das lesen, was er ist: ein kämpferischer und parteiischer Aufruf zum Handeln.