Der Deutschlandfunk-Podcast "Hintergrund" beleuchtet in dieser Folge die tiefgreifende Krise der Vereinten Nationen anlässlich ihres 80-jährigen Bestehens. Die Redakteur:innen Martin Ganslmeier und Kathrin Hondl sprechen mit Expert:innen wie Richard Gown (Crisis Group), Volker Türk (UN-Hochkommissar für Menschenrechte) und Antje Leendertse (deutsche UN-Botschafterin in Genf). Die zentrale These: Die UN stecken in ihrer schwersten Krise seit Gründung, weil die Weltgemeinschaft zersplittert ist und Vetomächte wie USA, Russland und China das System blockieren. Die USA unter Trump kürzen massiv Finanzmittel, Russland und China torpedieren gezielt Menschenrechtsarbeit. Gleichzeitig zeigen die Autor:innen auf, dass die Organisation in Bereichen wie Pandemieabkommen oder Fischereischutz weiterhin funktioniert. ### Vetomächte blockieren effektive Friedensarbeit Die permanente Blockade durch die Vetomächte USA, Russland und China im Sicherheitsrat führe dazu, dass die UN handlungsunfähig bei Konflikten sei. Gown konstatiert: "Die Weltgemeinschaft ist so zersplittert und die Trump-Regierung ist so zerstörerisch." Konkret scheitern alle Resolutionen zum Ukraine-Krieg am russischen Veto, während die USA Kritik an Israels Gaza-Krieg blockieren. ### Finanzielle Existenzbedrohung durch USA Die Trump-Administration habe "in den ersten Wochen" die Finanzierung aller UN-Organisationen blockiert oder gestrichen, berichtet Gown. Die Folgen seien "katastrophal": 15% Budgetkürzungen, jede fünfte Stelle falle weg. Besonders betroffen sei die Menschenrechtsarbeit - das Hochkommissariat verliere ein Viertel seines Budgets. ### Gezielte Schwächung der Menschenrechtsarbeit Laut der NGO-Untersuchung nutzen Russland und China Budgetverhandlungen bewusst "als Waffe", um Menschenrechtsarbeit zu schwächen. Viana David spricht von einem "strukturellen Angriff auf die Menschenrechtsfinanzierung". Die Folge: Untersuchungskommissionen könnten nur noch 40% ihrer Arbeit leisten. ### Multilaterale Erfolge trotz Krise Die Autor:innen zeigen auch positive Beispiele auf: Das Pandemieabkommen der WHO und das Fischereiabkommen der WTO seien multilaterale Erfolge. Botschafterin Leendertse betont: "Wenn man nicht nur auf den Sicherheitsrat schaut... zeigt sich der Wert in allen Bereichen." ## Einordnung Der Podcast zeigt journalistische Professionalität durch ausgewogene Expert:innenrunde und faktenbasierte Analyse. Die Redakteur:innen gelingt eine differenzierte Betrachtung: Sie zeigen die schwere Krise auf, verfallen aber nicht in Pessimismus. Besonders gelungen ist die Verbindung von Makro-Ebene (Geopolitik, Vetorechte) und Mikro-Ebene (konkrete Auswirkungen auf Mitarbeitende und Programme). Kritisch anzumerken ist, dass westliche Perspektiven dominieren - Stimmen aus dem globalen Süden fehlen weitgehend. Die These vom "Ende der multilateralen Ordnung" wird kontextualisiert, nicht einfach übernommen. Der Beitrag leistet wertvolle Aufklärungsarbeit über die Funktionsweise der UN und ihre tatsächlichen Handlungsmöglichkeiten in einer zersplitterten Welt.