Der Newsletter analysiert die strukturellen Blockaden der sozialökologischen Transformation und verknüpft dabei verschiedene wissenschaftliche Perspektiven. Im Zentrum steht die Frage, warum der notwendige Wandel trotz der Dringlichkeit der Klimakrise ausbleibt. Den Ausgangspunkt bildet die Analyse von Infrastrukturen, die als nicht-neutrale Machtfaktoren beschrieben werden. Eine Studie von Leon Wansleben und Carlotta Terhorst zur deutschen Wärmewende zeigt auf, wie eine Allianz rund um die Erdgas-Infrastruktur den Widerstand gegen das sogenannte "Heizungsgesetz" organisierte und dabei soziale Argumente instrumentalisierte. Dies wird ergänzt durch die Erkenntnis, dass reine Information nicht ausreicht, um politische Akzeptanz zu schaffen, da ideologische Überzeugungen entscheidend sind. Der Text weitet den Blick auf die Verflechtung von Klimakonflikten mit sozialer Ungleichheit, basierend auf Arbeiten von Steffen Mau und anderen. Die ungleiche Verursachung von Schäden, die ungleiche Betroffenheit und die ungleichen Lasten der Transformation werden als zentrale Konfliktlinien identifiziert. Ein zentraler und ausführlich dargestellter Baustein ist die Auseinandersetzung mit Philipp Staabs neuem Buch, das eine fundamentale Legitimationskrise des "grünen Kapitalismus" diagnostiziert. Staab argumentiert, dass die Klimakrise die Gesellschaft in einen Modus der reinen Selbsterhaltung zwingt, in dem die Hoffnung auf eine bessere Zukunft durch die Angst vor einer schlechteren ersetzt wird. Er konstatiert: "Die Rechte hat es verstanden, diese Ängste auf handhabbare Probleme zu verschieben, indem sie alle Konflikte im politischen Raum wie Konflikte um Selbsterhaltung behandelt." Der Newsletter schließt den Bogen, indem er auf die Notwendigkeit der "Exnovation", also des bewussten Rückbaus nicht-nachhaltiger Infrastrukturen, verweist und damit zur Ausgangsfrage der Infrastrukturmacht zurückkehrt. ## Einordnung Der Newsletter kuratiert eine hochkarätige, primär soziologische und politikwissenschaftliche Debatte aus dem deutschsprachigen Raum. Die Argumentation ist dicht und theoriegeleitet, wobei die Perspektiven von Forschenden wie Philipp Staab, Steffen Mau oder Niklas Luhmann im Vordergrund stehen. Dadurch werden Stimmen aus der Praxis, von Aktivist:innen, aus den Naturwissenschaften oder dem Globalen Süden konsequent ausgeblendet. Die implizite Annahme ist, dass die Blockaden der Transformation vor allem in den sozioökonomischen Strukturen des demokratischen Kapitalismus und dessen Legitimationsmechanismen zu finden sind, nicht in technologischen Defiziten oder individuellem Fehlverhalten. Die präsentierte Perspektive ist systemkritisch und links-progressiv, ohne parteipolitisch zu sein. Sie fördert eine Agenda der tiefgreifenden, strukturellen Analyse anstelle von oberflächlichen Lösungsansätzen. Das zentrale Narrativ ist das einer "blockierten Transformation", die in eine fundamentale Systemkrise mündet. Argumentative Schwächen des Newsletters selbst sind kaum auszumachen, da er primär die Debatte abbildet und unterschiedliche kritische Positionen (z.B. die Kritik an Staabs Theorie) transparent macht. Der Newsletter ist für Leser:innen lesenswert, die ein tiefes Verständnis für die gesellschaftlichen und politischen Ursachen der Klimakrise entwickeln wollen und sich für soziologische Theorien zur Gegenwartsdiagnose interessieren. Er bietet eine anspruchsvolle Meta-Analyse statt einfacher Handlungsanweisungen. Für eine schnelle, lösungsorientierte Lektüre ist er ungeeignet. Länge des Newsletters: 15361