phoenix runde - Podcast: phoenix runde
Phoenix-Runde zur niederländischen Wahl: D66 siegt, Wilders fällt – was bedeutet das für Europa?
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57 min read2736 min audioDie Phoenix-Runde diskutiert die niederländische Parlamentswahl: Die links-liberale D66 wird laut Prognose stärkste Kraft, die rechts-populistische PVV von Geert Wilders fällt auf Platz zwei zurück. Gesprächsgäste sind der niederländische Journalist Rob Sabelberg, die Politikwissenschaftlerin Isabel Hoffmann, CDU-Politiker Peter Altmaier und der Migrationsforscher Ruud Koopmans. Sie streiten darüber, ob der Rechtsruck gestoppt oder nur verlagert ist, wie stabile Mitte-Koalitionen aussehen könnten und welche Rolle Themen wie Migration, Klima und Wohnungsnot gespielt haben. Wilders werde, so die These, vor allem außerhalb der Regierung stark bleiben, weil er die Agenda setze. Die Sendung endet mit der Einschätzung, dass eine breite Mitte-Koalition zwar Wilders isolieren, aber auch dessen Oppositionsmacht vergrößern könnte.
### 1. Rechts-populistische Parteien scheinen an der Regierungsbeteiligung zu scheitern
Altmaier formuliert: „Die Bäume von rechtsaußen … wachsen nicht in den Himmel.“ Koopmans ergänzt, Wilders habe als Regierungsbeteiligter „einen Teil seiner Anziehungskraft verloren“.
### 2. Die Wahlsieger kommen aus der bürgerlichen Mitte
Sabelberg: „D66 und CDA haben am meisten dazugewonnen“; Altmaier betont, „die größten Zuwächse“ erzielten „Linksliberale und Christdemokraten“, die sich klimapolitisch nach links bewegt hätten.
### 3. Migration bleibt trotz sinkender Zahlen zentrales Konfliktthema
Koopmans erklärt, das Thema wirke indirekt über „Wohnungsnot“: „In zehn Jahren kamen eine Million Menschen … nur durch Zuwanderung“, was die Immobilienpreise treibe.
### 4. Die politische Mitte in Europa sucht neue Bündnis-Strategien gegen Populisten
Hoffmann warnt: „Populisten entwickeln besonders viel Macht, wenn sie nicht an der Regierung sind“, weil sie Themen dominieren. Altmaier plädiert für „Brücken bauen“ statt Polarisierung.
## Einordnung
Die Runde wirkt wie ein strategisches Nachdenken über eine mögliche „deutsche Lektion“: Fortschrittliche und bürgerliche Mitte verbünden sich gegen Rechtsaußen, ohne diesen diskursiv zu stärken. Diskutiert wird kontrovers, aber stets sachlich; persönliche Erfahrungen (Altmaiers Ministerzeit, Koopmans’ Feldstudien) fließen ein, belegen aber nur selten konkrete Zahlen. Die Sprecher:innen einigen sich darauf, dass Populismus nicht nur durch Ausgrenzung, sondern auch durch inhaltliches Profil der Mitte entschärft werden könne. Perspektivisch fehlen Arbeitnehmer:innen- oder Migrant:innen-Stimmen; die Monarchie wird affirmativ als „verbindendes Element“ beschrieben. Insgesamt eine solide, wenn auch elitezentrierte Runde, die vor allem Hoffnung auf Stabilität verbreiten will.
Hört sich lohnend an, wer verstehen will, wie europäische Mittelparteien nach dem Rechtsruck wieder Regierungsfähigkeit zurückgewinnen wollen – ohne dabei die Sorgen der Wohnungs- und Migrationsbetroffenen selbst zu Wort kommen zu lassen.