netzpolitik.org: Digitaler Euro: Wie anonymes Bezahlen möglich wäre
Eine Analyse zeigt, wie ein anonymer, offline-fähiger Digitaler Euro technisch möglich wäre und welche politischen Kämpfe um unsere Privatsphäre bevorstehen.
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9 min readDer Newsletter von netzpolitik.org analysiert ein Gutachten des Europäischen Datenschutzausschusses zur Anonymität des geplanten Digitalen Euro (D€). Der Kryptographie-Professor Tibor Jager kommt darin zu dem Schluss, dass ein anonymer, offline-fähiger D€, der Bargeld ähnelt, technisch machbar ist. Kern des Konzepts sind kryptografische Verfahren wie „Blinde Signaturen“, die verhindern sollen, dass Transaktionen durch Banken oder Dritte nachverfolgt werden können. Als zentrale Herausforderung wird das Problem des „Double Spending“ identifiziert – also die Gefahr, dass derselbe digitale Euro offline mehrfach ausgegeben wird. Das Gutachten diskutiert verschiedene Lösungsansätze: von sicherer Hardware über Transferlimits bis hin zu einem System, das Betrugsfälle aufdeckt, statt sie von vornherein zu verhindern, wobei die Identität nur im Betrugsfall offengelegt würde. Der Autor des Gutachtens fordert maximale Transparenz durch offengelegte Protokolle und Open-Source-Implementierungen, um die Sicherheit des Systems zu gewährleisten. Zitiert wird auch die Berliner Datenschutzbeauftragte Meike Kamp, die das Gutachten angeregt hatte: „Ein hoher Datenschutzstandard ist entscheidend, um das Vertrauen der Bürger:innen in diese neue Form der Währung zu sichern.“ Der Artikel schließt mit einem Hinweis auf den laufenden Gesetzgebungsprozess in der EU, bei dem die endgültigen Datenschutzstandards für den D€ in den kommenden Monaten festgelegt werden.
## Einordnung
Der Newsletter von netzpolitik.org rahmt die Debatte um den Digitalen Euro konsequent aus der Perspektive des Datenschutzes und der digitalen Bürger:innenrechte. Die Argumentation stützt sich primär auf die technische Expertise eines Kryptographen und die Einschätzung einer Datenschutzbeauftragten, wodurch die Perspektive von Finanzinstitutionen oder Sicherheitsbehörden, die oft stärkere Kontrolle fordern, in den Hintergrund tritt. Die implizite Annahme ist, dass anonyme Zahlungen ein schützenswertes Gut sind und der digitale Fortschritt dieses nicht untergraben darf. Damit fördert der Text die Agenda von zivilgesellschaftlichen Akteur:innen, die eine Überwachung durch digitale Zahlungssysteme verhindern wollen. Argumentative Schwächen oder Auslassungen liegen weniger im Text selbst als im gewählten Fokus: Die starken politischen und wirtschaftlichen Interessen, die einer anonymen Lösung entgegenstehen könnten (z.B. im Bereich der Geldwäschebekämpfung), werden nur am Rande erwähnt.
Der Beitrag leistet eine wichtige Einordnung in einer gesellschaftlich hochrelevanten Debatte über die Zukunft unseres Geldes. Er ist besonders lesenswert für Personen, die sich für die technischen und politischen Grundlagen des Digitalen Euro interessieren und fundierte Argumente für eine datenschutzfreundliche Ausgestaltung suchen. Der Newsletter übersetzt ein komplexes technisches Thema verständlich und zeigt klar die politischen Implikationen auf.
Länge des Newsletters: 8377