The Rest Is Politics: 431. Question Tine: Netanyahu’s Survival, Deadly Clashes in Syria, and Japan’s Deep State
Geopolitische Krisen von Syrien bis Japan, geheime Afghanistan-Operationen und der Kampf gegen männliche Radikalisierung - ein vielschichtiger Polit-Talk mit persönlichen Einblicken.
The Rest Is Politics
55 min read3285 min audioIn dieser Ausgabe von "The Rest Is Politics Question Time" diskutieren Alastair Campbell und Rory Stewart aktuelle internationale Krisen und gesellschaftliche Herausforderungen. Campbell berichtet über seine Arbeit in der "Lost Boys Task Force", die sich mit rechtsextremen Tendenzen bei jungen Männern befasst und eine "Trusted Adult Guarantee" vorschlägt - ein System, das 630.000 jungen Menschen in England Zugang zu vertrauenswürdigen Erwachsenen außerhalb der Familie verschaffen soll.
### Israels umstrittene Militäraktionen destabilisieren Syrien
Die Hosts analysieren die jüngsten Kämpfe in Südsyrien zwischen Drusen und Beduinen, bei denen israelische Bombenangriffe auf Damaskus die Lage weiter anheizte. Stewart beschreibt detailliert, wie ein Konflikt um einen gestohlenen LKW zu größeren ethnischen Spannungen eskalierte und die syrische Armee brutal eingriff. "Syrian army then withdraws. And we're now in a situation where the Druze have retaken control of the south of Syria around Sueda", erklärt Stewart die aktuelle Lage. Ein ehemaliger israelischer Botschafter wird zitiert, der Netanyahu vorwirft, den Konflikt zur Ablenkung von seinem Korruptionsprozess zu nutzen.
### Japans politische Landschaft wird von Rechtspopulisten erschüttert
Bei den Wahlen zum Oberhaus verlor die seit Jahrzehnten regierende LDP ihre Mehrheit auch in der zweiten Parlamentskammer. Besonders erfolgreich seien rechte Parteien gewesen, die trotz Japans extrem niedriger Einwanderungsrate von nur 3% Anti-Immigrations-Rhetorik verwenden würden. "The two parties that did very well are these right wing parties, one of them very populist, very Trumpian, calls himself Japan first, admires Trump", beschreibt Campbell die Wahlgewinner. Stewart warnt, dass ein populistisches Japan die internationale Zusammenarbeit gefährden könnte: "If Japan goes, then a lot of these hopes we have for some alternative to the US and China really fall away."
### Geheime afghanische Evakuierungen kosten Milliarden
Ein Datenleck während der Kabul-Evakuierung führte zu einer geheimen, durch Super-Injunction geschützten Evakuierungsaktion von etwa 7.000 Afghanen nach Großbritannien. Campbell erklärt, dass das Verteidigungsministerium nach dem Bekanntwerden von Namen afghanischer Helfer eine Geheimhaltungsanordnung erwirkte: "With a super injunction, you can't even report that the injunction has been granted." Die Operation kostete schätzungsweise 1,2 Milliarden Pfund, bevor sie eingestellt wurde.
### Superman als Antwort auf toxische Männlichkeit
Stewart bespricht den neuen Superman-Film als subtile Kritik an der "Manosphere" und Anti-Woke-Bewegungen. Der Film zeige einen von sozialen Medien attackierten Helden, der muslimische Flüchtlinge vor einem russisch-inspirierten Diktator schützt. "The movie is not hidden to get betters. Instead, it illuminates what has always been Superman's most important power, a character sound enough to resist the temptation to abuse his other powers", zitiert Campbell eine Filmkritik.
## Einordnung
Diese Episode demonstriert sowohl die Stärken als auch Schwächen des journalistischen Formats. Campbell und Stewart liefern detaillierte Einblicke in komplexe geopolitische Zusammenhänge, wobei Stewarts militärische Expertise bei der Syrien-Analyse besonders wertvoll ist. Problematisch ist jedoch ihre unkritische Darstellung der eigenen Syrien-Reise und die defensive Reaktion auf Kritik daran. Die Analyse der japanischen Wahlen bleibt oberflächlich und folgt einem simplen "Populismus ist schlecht"-Narrativ, ohne die strukturellen Probleme Japans ernst zu nehmen. Bemerkenswert ist Campbells reflexive Auseinandersetzung mit männlicher Sozialisation und seinem "Lost Boys"-Projekt, auch wenn die Verbindung zwischen Gewaltdarstellungen und politischer Radikalisierung etwas verkürzt wirkt. Die Afghanistan-Diskussion behandelt ein wichtiges Transparenzproblem, ohne jedoch die grundsätzlichen Fragen britischer Interventionspolitik zu stellen. Das Format profitiert von der persönlichen Chemie der Moderatoren, tendiert aber dazu, komplexe Probleme durch eine etablierte Westminster-Brille zu betrachten, die strukturelle Machtverhältnisse als gegeben hinnimmt.