Der Tag: Zolleinigung - Energie-Shopping in den USA auf Kosten des Klimas?
Der Tag analysiert die EU-Energieabkommen mit den USA und den Rücktritt von Jette Nietzat – oberflächlich, einseitig und ohne echte Kontroversen.
Der Tag
31 min read1768 min audioDie EU habe sich verpflichtet, Energie im Wert von 750 Milliarden US-Dollar aus den USA zu beziehen – ein Deal, der die Importmenge aus den USA vervierfachen würde. Greenpeace-Expertin Mira Jäger erklärt, dass es sich dabei fast ausschließlich um fossile Energieträger wie Flüssiggas, Rohöl und Kohle handele. Die Mengen seien so groß, dass sie die bisherigen US-Exporte übersteigen würden. Die Gefahr bestehe, dass die EU ihre Klimaziele unterläuft, da das US-Gas durch Fracking gewonnen werde und besonders hohe Methan-Emissionen verursache. Gleichzeitig würden Verbraucher:innen höhere Preise zahlen müssen, da US-Gas teurer sei als Pipeline-Gas aus Norwegen.
Im zweiten Teil geht es um den Rückzug von Jette Nietzat als Bundessprecherin der Grünen Jugend. Sie begründet ihren Schritt mit mangelnder Unterstützung durch die Partei. Die Grünen hätten sich lieber rechten Medienkritiken gebeugt, statt sich mit ihrer Jugendorganisation zu solidarisieren. Die Journalistin Gudula Goiter erklärt, dass Nietzat durch provokative Posts polarisiert habe – etwa durch die Gleichsetzung von israelischen Militäroperationen mit Terrorismus oder das Tragen eines „All Cops Are Bastards“-Pullovers. Die Grünen würden sich zunehmend von ihrer linken Basis distanzieren und auf einen bürgerlichen Kurs einschwenken, was zu Frust und Austritten führe.
## Einordnung
Der Podcast „Der Tag“ präsentiert sich als journalistisches Format mit Anspruch auf Aufklärung, bleibt aber in der Tiefe oberflächlich. Bei der Energiedebatte wird zwar die Expertin Mira Jäger zu Wort kommen gelassen, doch es fehlen konträre Stimmen – etwa von Seiten der EU-Kommission oder US-Politik. Die Argumentation bleibt einseitig, ohne die geopolitischen Hintergründe des Deals zu hinterfragen. Bei der Debatte um Jette Nietzat dominiert die Perspektive der Grünen-Insiderin Gudula Goiter, wodurch die Kritik von Nietzat an der Partei kaum Raum bekommt. Die Frage, ob die Grünen ihre Jugendorganisation systematisch ausbremsen, wird zwar gestellt, aber nicht vertieft. Stattdessen wird Nietzats Stil als „bewusste Provokation“ delegitimiert. Die Diskussion bleibt damit in der Selbstreferenzialität der Partei gefangen – eine kritische Auseinandersetzung mit Machtstrukturen oder politischen Alternativen findet nicht statt. Die Hörer:innen bekommen eine wohlfeile Debatte serviert, ohne die wirklichen Konflikte zu berühren.
Hörwarnung: Wer tiefergehende Analysen zu EU-Energiepolitik oder innerparteilichen Konflikten sucht, wird hier nur oberflächlich bedient.