The Lawfare Podcast: Scaling Laws: Rapid Response to the AI Action Plan
Think-Tank-Experten feiern Trumps AI Action Plan als überfällige Abkehr von Vorsicht hin zu technologischer Dominanz, lassen aber kritische Perspektiven außen vor.
The Lawfare Podcast
68 min read3849 min audioIn dieser Episode von Scaling Laws, betitelt "Christmas in July", analysiert eine Expertenrunde aus fünf AI-Politikspezialisten stundenlang den brandneuen "AI Action Plan" der Trump-Administration. Kevin Frazier moderiert das Gespräch mit Janet Egan (Center for a New American Security), Jessica Brandt (Council on Foreign Relations), Neil Chilson (Abundance Institute) und Tim Fist (Institute for Progress). Die Diskussion erfolgte nur wenige Stunden nach der Veröffentlichung des Plans und versucht, dessen drei Säulen zu durchleuchten: AI-Innovation, AI-Infrastruktur und internationale AI-Diplomatie.
### Die Abkehr von übermäßiger Vorsicht hin zur AI-Dominanz
Die Expertenrunde sei sich einig, dass der Plan eine deutliche "Kehrtwende" von der vorherigen Biden-Administration darstelle. Neil Chilson betont: "The AI action plan continues the pivot of this administration away from a overly cautious, risk-fearing approach of the previous administration and really emphasizes that AI is a giant opportunity that the United States needs to seize." Diese Prioritätsverschiebung zeige sich besonders in der Betonung des Abbaus von Regulierungen und Bürokratie, wobei staatliche AI-Regulierungen als primäres Risiko für die US-Dominanz dargestellt würden.
### Offener Quellcode als strategischer Vorteil
Ein überraschendes Element sei die starke Positionierung zugunsten von Open-Source-AI. Chilson zeigt sich "particularly gratified" über die frühe Betonung von Open Source als "vital nature" für Wettbewerb und wissenschaftliche Entdeckungen. Diese Haltung stehe im Kontrast zu früheren Befürchtungen, Open Source könne die Führung an China abgeben oder Sicherheitsrisiken schaffen.
### Massive Energieprobleme bedrohen die AI-Führung
Tim Fist warnt vor kritischen Infrastrukturengpässen: "Anthropic just recently put out this great report saying that they think they need five gigawatts of power to train their most advanced models in about two years [...] which to put that in perspective, you know, a single gigawatt is about like one large nuclear reactor." Das bedeute fünf große Atomreaktoren nur für ein einziges Modelltraining. Gleichzeitig habe China im vergangenen Jahr 400 Gigawatt Energie online gebracht, was die US-Position gefährde.
### Internationale Diplomatie zwischen Kooperation und Konkurrenz
Jessica Brandt sieht den internationalen Ansatz skeptisch: Es sei "not clear how like minded we are at the moment" mit traditionellen Verbündeten. Die Rhetorik über "American values" helfe nicht dabei, "the perception that we're sort of on the same team" zu stärken. Dennoch begrüße sie die Abkehr von der restriktiven "Diffusion Rule" der Biden-Administration hin zu einem umfassenderen Technologie-Export-Ansatz.
### Ungelöste Probleme bei Objektivität und Bias
Der Plan fordere die Beschaffung von Modellen, die "objective truth" zeigen, was technische und philosophische Fragen aufwerfe. Fist kommentiert: "Currently we don't have good methods for reliably getting AI models to do what we want [...] this is, you know, currently, like, well outside the reach of what the field is able to do." Die Fokussierung auf "top-down ideological bias" anstatt allgemeinerer algorithmischer Verzerrungen sei jedoch technisch handhabbarer.
## Einordnung
Der Podcast bietet eine fundierte, technisch versierte Analyse eines zentralen politischen Dokuments, die von echter Expertise der Teilnehmenden geprägt ist. Positiv fällt die strukturierte Herangehensweise auf, die systematisch alle drei Säulen des Plans durcharbeitet und dabei verschiedene Fachperspektiven einbezieht. Die Diskussion bleibt sachlich und vermeidet sowohl unkritische Euphorie als auch pauschale Ablehnung.
Allerdings zeigt sich eine gewisse ideologische Homogenität der Runde: Alle Teilnehmenden bewerten die "Kehrtwende" weg von regulatorischer Vorsicht grundsätzlich positiv, ohne kritisch zu hinterfragen, ob die vorherige Herangehensweise möglicherweise berechtigte Sicherheitsbedenken adressierte. Die Perspektive internationaler Partner, insbesondere der EU, wird nur oberflächlich behandelt. Marginalisierte Stimmen - etwa von Arbeitnehmervertretungen, die von AI-bedingten Jobverlusten betroffen sein könnten, oder von Datenschutzaktivisten - fehlen völlig.
Besonders problematisch ist die unkritische Übernahme der Framings "AI-Dominanz" und "Wettkampf mit China" als alternativlose Grundannahmen. Die Diskussion reproduziert damit eine geopolitische Nullsummen-Logik, ohne deren Prämissen zu hinterfragen oder alternative Kooperationsmodelle zu erwägen. Die Ausblendung von Copyright- und Datenschutzfragen wird als "strategische Entscheidung" dargestellt, obwohl hier fundamentale Interessenskonflikte liegen.
Die Analyse bleibt letztlich innerhalb eines sehr spezifischen Washington-Think-Tank-Kosmos verhaftet, der technologischen Fortschritt und geopolitische Konkurrenz als primäre Bewertungsmaßstäbe setzt. Für eine umfassende Einordnung des AI Action Plans wären kritischere Stimmen und eine Reflexion der zugrundeliegenden Annahmen notwendig gewesen.