Streitkräfte und Strategien: Freiwilliger Wehrdienst - reicht das? (mit Christian Mölling)
Die NDR-Podcastfolge analysiert die aktuellen Sicherheitsentscheidungen Deutschlands und ihre Signalwirkung nach Moskau.
Streitkräfte und Strategien
54 min read3337 min audioDer Podcast "Streitkräfte und Strategien" beleuchtet die aktuelle Sicherheitslage in Deutschland und Europa. Anna Engelke und Kai Küstner diskutieren mit dem Sicherheitsexperten Christian Mölling über die neuen Wehrdienstpläne, den Nationalen Sicherheitsrat und die Rüstungsindustrie. Die Folge analysiert, wie der russische Krieg die deutsche Politik verändert hat und welche Signale das nach Moskau sendet.
### 1. Der neue Wehrdienst bleibe freiwillig, aber mit verpflichtenden Elementen
Die Bundesregierung plant einen neuen Wehrdienst, der zwar freiwillig sei, aber alle 18-jährigen Männer zur Musterung auffordere. Mölling kritisiert, dass die Attraktivität der Bundeswehr vernachlässigt wurde: "Wie gewinne ich die denn? [...] Ich frage mich, was ist passiert, dass wir diesen Aspekt [...] hinten runterfallen lassen."
### 2. Der Nationale Sicherheitsrat könnte strategische Planung verbessern
Die Einrichtung eines Nationalen Sicherheitsrats im Kanzleramt wird positiv bewertet. Mölling sieht Potenzial für bessere Koordination zwischen innerer und äußerer Sicherheit, mahnt aber: "Die größte Herausforderung [...] ist, sich nicht vom Tagesgeschäft treiben zu lassen."
### 3. Rüstungsexporte erreichen Rekordhöhen
Mit 12,83 Milliarden Euro erreichten die deutschen Rüstungsexporte 2024 einen neuen Höchststand. Die neue Rheinmetall-Fabrik in Niedersachsen symbolisiert die Wende in der deutschen Rüstungspolitik, die nun offen Waffenlieferungen an Partner wie die Ukraine rechtfertigt.
### 4. Friedensbemühungen mit Russland scheinen gescheitert
Die Gespräche zwischen Trump und Putin werden als "großes Theater" bezeichnet. Nach dem schweren Angriff auf Kiew mit über 20 Toten glauben die Moderator:innen, dass Putin "sich über jegliche Friedensbemühungen [...] nur lustig macht".
### 5. Europäische Sicherheitsgarantien bleiben vage
Während die USA sich grundsätzlich zu Sicherheitsgarantien für die Ukraine bereit erklärt hätten, bleiben konkrete Zusagen aus. Die EU diskutiert über eine "Stachelschwein-Variante" - massive Aufrüstung der Ukraine statt direkter Truppenentsendung.
## Einordnung
Die NDR-Podcastfolge präsentiert sich als professionelles journalistisches Format mit klarer Struktur und sachlicher Analyse. Die Moderator:innen Anna Engelke und Kai Küstner führen durchs Thema kompetent, ohne sich inhaltlich festzulegen. Besonders bemerkenswert ist die kritische Haltung gegenüber der deutschen Bundeswehrrekrutierung - hier wird deutlich nachgefragt, warum vergangene Anwerbeversuche scheiterten. Die Perspektive bleibt klar westlich-europäisch, russische Sichtweisen werden lediglich als "Theater" oder Manipulation dargestellt. Die Expertise von Christian Mölling liefert wertvolle Einblicke, bleibt aber innerhalb des etablierten sicherheitspolitischen Diskurses. Die Folge bietet eine fundierte Einführung in aktuelle deutsche Sicherheitspolitik, ohne dabei neue Perspektiven zu eröffnen oder Machtstrukturen grundsätzlich zu hinterfragen.