Haken dran – das Social-Media-Update der c't: Zu: Trainingsdatenschutz (mit Sascha Förster)
Haken dran – das Social-Media-Update der c't
72 min read"Haken Dran" ist ein wöchentliches Tech-Podcast-Format mit Kevin Kühnert und wechselnden Gäst:innen. In dieser Folge diskutiert Kevin mit Sascha Förster, Social Media Berater und Geschäftsführer der Agentur Bonn Digital, über aktuelle Entwicklungen im Bereich sozialer Medien. Hauptthemen sind Metas Umgang mit Nutzerdaten für KI-Training, das Kartellverfahren gegen Meta sowie die Rolle von KI in der digitalen Kommunikation.
### 1. Meta plane die Wiedereinführung von Gesichtserkennungstechnologie für KI-Brillen
Laut Podcast wolle Meta Gesichtserkennung, die das Unternehmen in Europa nach Protesten eingestellt habe, für die nächste Generation seiner Ray-Ban-KI-Brille wieder einführen. Das System solle "Supersensing" heißen und ermöglichen, dass Menschen von der Kamera in der Brille live identifiziert werden könnten. Dies sei datenschutztechnisch problematisch: "...selbst wenn die Brille blinkt, kannst du ja als mein Gegenüber im Zweifel gar nicht erkennen, mache ich gerade ein Video, mache ich ein Foto oder will ich gerade herausfinden, wer du bist."
### 2. Widerspruchsrecht für KI-Training mit persönlichen Daten laufe aus
In der EU bestehe nur noch kurze Zeit die Möglichkeit, Meta zu untersagen, persönliche Daten für KI-Training zu nutzen: "...wenn diese Folge hier rauskommt, das ist Montag, der 19. Mai, habt ihr noch genau eine Woche Zeit oder eine Woche und einen Tag bis zum 26. Mai, [...] bei Meta Einspruch einzulegen und die Nutzung [...] zu widerrufen, dass Meta mit euren Daten seine KI trainieren kann."
### 3. Kartellverfahren gegen Meta finde unerwartete Wendung
Meta habe einen Antrag gestellt, das laufende Kartellverfahren der FTC einzustellen. Der Facebook-Chef Tom Ellison habe dabei überraschende Aussagen getroffen: "Die Leute, die mehr Inhalte von Freundinnen und Freunden gesehen haben, haben Facebook weniger benutzt und man dürfe Menschen nicht vertrauen, wenn sie sagen, was sie selber wollen."
### 4. Spotify rudere bei der Anzeige von Podcast-Abrufzahlen zurück
Spotify habe nach Protesten von Podcast-Creator:innen entschieden, Abrufzahlen nur noch bei Podcasts mit mehr als 50.000 Plays anzuzeigen: "Es steht dann mehr als 50.000 Aufrufe, mehr als 100.000, mehr als eine Million." Dies sei eine Reaktion auf die Kritik, dass niedrige sichtbare Abrufzahlen bei Spotify den falschen Eindruck erwecken könnten, wenn ein Großteil der Hörer:innen andere Plattformen nutze.
## Einordnung
Der Podcast bietet einen informativen Überblick zu aktuellen Entwicklungen im Bereich sozialer Medien und KI, jedoch mit deutlicher Tendenz zur Kritik an großen Tech-Konzernen, insbesondere Meta. Die Sprecher erkennen zwar Vorteile der KI-Technologie an, problematisieren aber die damit verbundenen Geschäftsmodelle und Datenschutzfragen. Auffällig ist die metaphernreiche Sprache: Die "Entrification" sozialer Netzwerke wird mit Gentrifizierungsprozessen in Städten verglichen, bei denen Kreativität zunächst anlockt und dann verdrängt wird.
Die Diskussion offenbart ein Spannungsfeld: Einerseits besteht Begeisterung für technologische Möglichkeiten ("Faszination zwischen 'wow, was geht alles' [...] bis hin zu 'oh Gott, wie kann das alles sein?'"), andererseits Skepsis gegenüber Geschäftsmodellen, die auf Datenausbeutung basieren. Dabei fehlen wirtschaftliche Perspektiven, die komplexere Geschäftsgründe jenseits der Datengier erklären könnten.
Die Sprecher setzen ein hohes Maß an Medienkompetenz bei ihren Hörer:innen voraus und plädieren implizit für ein dezentraleres Internet (Fediverse). Bemerkenswert ist, wie der Podcast selbst KI nutzt (für Kapitelmarken), während er gleichzeitig KI-Nutzung kritisch reflektiert – ein praktisches Beispiel für den differenzierten Umgang mit neuen Technologien, den die Sprecher propagieren.
Hörempfehlung für alle, die einen kritischen, aber nicht technikfeindlichen Blick auf aktuelle Entwicklungen im Bereich sozialer Medien suchen.