Der Newsletter "Notes From The Circus" ist ein direkter und unmissverständlicher Appell an die Unternehmensführer:innen Amerikas, sich gegen eine als korrupt und zunehmend autoritär beschriebene Regierung zu stellen. Der Autor wirft der Wirtschaftselite vor, sich durch die Duldung von Bestechung und politischer Günstlingswirtschaft in "genau die Cartoon-Schurken zu verwandeln, als die Marxisten sie immer bezeichnet haben". Statt stillschweigend "Tributzahlungen" zu leisten, um regulatorische Genehmigungen zu erhalten, fordert der Text die CEOs auf, eine klare ethische Haltung einzunehmen und diese in ihren Unternehmen zu verankern. Als konkrete Handlungsanweisung wird ein "rechtlicher und moralischer Rahmen" vorgeschlagen. Dieser umfasst die konsequente Weigerung, illegale Forderungen zu erfüllen, die gerichtliche Anfechtung politischer Loyalitätstests und die Koordination des Widerstands mit anderen Unternehmen. Der Autor argumentiert, dass dies nicht nur eine moralische, sondern auch eine strategische Notwendigkeit sei. Ein auf Rechtsstaatlichkeit basierendes System sei die Grundlage für langfristige Planbarkeit, Marktintegrität und die internationale Reputation der US-Wirtschaft. Um die Dringlichkeit zu untermauern, werden historische Beispiele von Industriellen angeführt, die mit autoritären Regimen wie den Nationalsozialisten oder dem Apartheid-Regime in Südafrika kooperierten und letztlich ihre Legitimität und Sicherheit verloren. Die zentrale These lautet, dass die aktuelle Nachgiebigkeit der Konzerne die Argumente der Kapitalismuskritiker:innen bestätigt: "Ihr beweist, dass ihre Argumentation korrekt ist. Ihr bestätigt jede marxistische Kritik am Kapitalismus durch euer eigenes Verhalten." Die Unternehmenslenker:innen stünden vor der Wahl, entweder durch Widerstand die Demokratie zu verteidigen oder als "nützliche Idioten" in die Geschichte einzugehen, die den Boden für ein anti-marktwirtschaftliches System bereitet haben. Länge des Newsletters: 9115 ## Einordnung Der Text vertritt eine liberal-demokratische und pro-marktwirtschaftliche Perspektive. Er basiert auf der Annahme, dass Unternehmensführer:innen durch Appelle an Moral und langfristiges Geschäftsinteresse zum Widerstand gegen Autoritarismus bewegt werden können. Ausgeblendet bleibt dabei die systemische Kritik, dass die Konzentration von Kapital selbst eine Gefahr für die Demokratie sein kann. Das Framing ist stark moralisierend; es nutzt historische Vergleiche mit totalitären Regimen, um maximale Dringlichkeit zu erzeugen und die CEOs als entscheidende Akteur:innen in einer "Verfassungskrise" zu positionieren. Die Agenda des Newsletters ist die Stabilisierung des marktwirtschaftlichen Systems durch eine ethische Selbstverpflichtung seiner Eliten. Der Newsletter ist lesenswert für alle, die eine scharfe, ethisch aufgeladene Kritik am Verhalten von Wirtschaftseliten schätzen. Er liefert einen provokanten Denkanstoß, jedoch keine tiefgehende Analyse der systemischen Verflechtung von Kapital und Macht.