Der brasilianische Journalisten-Podcast „O Assunto“ (Folge: „Abbas e Netanyahu na ONU – o que esperar?“) diskutiert mit TV-Kommentator Guga Chacra die Reden von Palästinenserpräsident Abbas und Israels Premier Netanyahu vor der UN-Vollversammlung. Die Sendung wirbt damit, über das „große Thema der Stunde“ mit Expert:innen und Betroffenen zu sprechen und verschiedene Perspektiven zu bieten. Hauptsprecher sind Moderatorin Natuza Nery und der international erfahrene Nahost-Korrespondent Guga Chacra. Thema ist die geopolitische Bedeutung der jüngsten Reden, das wachsende internationale Engagement für einen palästinensischen Staat und Netanyahus innerer und äußerer Isolation. ### 1. Abbas distanziert sich öffentlich vom Hamas Chacra betont, Abbas habe in New York deutlich gemacht, dass die Hamas künftig keine Rolle in einer palästinensischen Regierung spielen solle. Damit zeige sich, „dass es eine Alternative zur Hamas gibt – Palästinenser, die gegen die Hamas sind und für eine Zwei-Staaten-Lösung“. (Zitat: „ele mostra que existe uma alternativa ao Hamas“). ### 2. Israel verliert nach Einschätzung des Kommentators an Rückhalt Die Anerkennung Palästinas durch westliche Staaten wie Frankreich, Großbritannien und Spanien werfe Netanyahus Isolation innerhalb der „westlichen Familie“ auf. Die Liste der Dankesländer in Abbas’ Rede sei ein „Tritt ins Gesicht“ für den israelischen Regierungschef (Zitat: „um tapa na cara do Netanyahu“). ### 3. Netanyahu agiert laut Analyse nur noch für seine ultrarechte Basis Chacra erwartet, dass der Premier vor der UNO keinen Ton moderieren werde. Seine Rede richte sich an Ultra-Orthodoxe, religiöse Siedler und Rechtspopulist:innen, die „eine Niederlage der Hamas, eine Ausweitung der Siedlungen und keinen palästinensischen Staat“ wollen (Zitat: "não vai dar uma nuance"). ### 4. Saudi-Arabien stellt laut Experte drei Bedingungen für Normalisierung mit Israel Dazu gehören ein US-Sicherheitspakt, das Recht auf zivile Atomtechnologie und – das für Netanyahu „Unmögliche“ – ein palästinensischer Staat. Ohne diese Zugeständnisse bleibe Netanyahus Außenpolitik in der Region blockiert. ### 5. Internationale Gemeinschaft könnte laut Beitrag Palästina auch ohne Israelischer Zustimmung anerkennen Chacra hält ein Szenario für möglich, in dem Frankreich und Großbritannien als permanente Sicherheitsratsmitglieder „einfach“ einen palästinensischen Staat durch Winkelerkennung schaffen, selbst wenn Israel weiter ablehne (Zitat: „Israel não precisa dar permissão“). ### 6. US-Hilfspaket zeigt laut Analyse Kontinuität statt Strategiewechsel Trotz wachsender Kritik an zivilen Verlusten im Gazakrieg würden die USA ihre militärische und finanzielle Unterstützung Israels nicht kappen. Biden bleibe „Verteidiger Israels“, fordere aber zusätzlich eine Zwei-Staaten-Lösung. ## Einordnung Die Sendung positioniert sich klar als journalistisches Format mit professionellem Anspruch; sie wirbt mit „verschiedenen Blickwinkeln“, liefert aber primär eine einzige – nämlich die des Gastexperten. Kritische Gegenstimmen, etwa israelische Analyst:innen oder palästinensische Zivilgesellschaft, fehlen. Die Moderation wiederholt plakative Bewertungen („Tritt ins Gesicht“, „paradox stark und schwach“) ohne Nachfrage. Inhaltlich bleibt die Diskussion auf Machtpolitik und Diplomatie beschränkt; historische Tiefendimensionen oder Völkerrecht werden nur angerissen. Die These, internationale Anerkennung könne einen souveränen Staat Palästina schaffen, ohne Israels Mitwirken, verharrt in der Ebene der Spekulation. Für ein Format, das „Kontext und Erklärung“ verspricht, bleibt vieles unausgeführt: die Rolle der palästinensischen Zivilbevölkerung, die Perspektive arabischer Demokratien oder die langfristige Tragfähigkeit von Sicherheitsgarantien durch die USA. Dennoch liefert der Beitrag eine knappe, journalistisch aufbereitete Momentaufnahme der diplomatischen Lage vor der UNO-Generaldebatte.