Víðsjá: Sverrir Guðjónsson - svipmynd
Ein warmes Porträt über Sverrir Guðjónsson, Islands einzigen Kontratenor, von Kindheitsauftritten bis zu Londoner Ausbildung und experimentellen Musikprojekten.
Víðsjá
3227 min audioVíðsjá-Þátturinn er ein Kultur-Sendung isländischen Rundfunks, moderiert von Halla Harðardóttir und Melkorka Ólafsdóttir. Gäst der Kurzporträt-Folge ist Sverrir Guðjónsson, Islands einziger ausgebildeter Kontratenor. Er erzählt, wie er als 7-jähriges Kind in der Tanzband seines Vaters sang, mit 11 Jahren auf dem Nationalfeiertag auftrat, später Lehrer ausbildete und schließlich in London die Countertenor-Technik erlernte. Die Moderatorinnen lassen ihn ausgiebig in Liedern und Anekdoten sprechen, ohne kritische Rückfragen oder inhaltliche Einordnung. Die Sendung fokussiert die Person und die außergewöhnliche Stimme, nicht gesellschaftliche Kontexte oder politische Implikationen.
### Der einzige Kontratenor Islands
Sverrir Guðjónsson habe sich als Kind wegen seiner besonderen Stimmlage schnell in der isländischen Balladen- und Show-Szene etabliert. Er sei bereits mit sieben Jahren aufgetreten und habe bald darauf regelmäßig auf Festen und später auf dem Nationalfeiertag gesungen.
### Von Volksmusik zum Jazz und ins Barock
Er habe zunächst in Tanzbands, Chören und auf Theaterbühnen gesungen, später Jazz an der FIH-Musikschule studiert und sich dann über ein Engagement am Nationaltheater für die Countertenor-Technik interessiert.
### Spontane Karriere durch Zufall
Nach eigenen Worten habe er beim Musical „Chicago“ in Reykjavík ein Alt-Part übernehmen sollen. Durch diese Rolle sei ihm bewusst geworden, dass er das hohe Männerfach weiterverfolgen wolle.
### Internationale Projekte und Aufnahmen
In London habe er mit Familie gelebt, Komposition studiert und für Dokumentarfilmmusik (z. B. in Usbekistan und auf Französisch) eingesungen. Mehrere Komponisten schrieben demnach Werke eigens für ihn.
### Stimme als Experimentalfeld
Sverrir nutze seine Stimme auch in Performance-Projekten: So habe er mit Körper-Perkussion und elektronischen Effekten experimentiert und gemeinsam mit anderen Isländern eine Art „Human Body Percussion Orchestra“ gegründet.
## Einordnung
Die Sendung präsentiert sich als lieb gewonnenes, unverdrossenes Kulturgespräch ohne kritische Gegenfragen oder analytische Tiefe. Die Moderatorinnen dienen primär als Aufforderer zum Erzählen, nicht als Journalistinnen. Die Erzählstruktur folgt einer linearen Biografie: Kindheits-Bühnenerfolg, Jugend-Pop, Studium, Entdeckung des Countertenors, internationale Projekte. Es bleibt bei Anekdoten statt Einordnung in musikhistorische oder gesellschaftliche Zusammenhänge. Die Kulturpolitik des Landes, die Situation klassischer Musiker oder die Finanzierung von Nischenkünsten werden nicht erwähnt; weder andere isländische Countertenöre noch alternative Sängerbilder kommen zu Wort. Die Sendung erfüllt damit bestens ihre eigene Formel: „Ljósi varpað á það sem efst er á baugi hverju sinni“ – ein gemütlicher Plausch über Karrierewege, ohne ideologische Schlagseite, aber auch ohne kritische Reflexion.