The Rest Is Politics: 458. Can Trump's Peace Deal Actually Work?
Kritische Analyse von Trumps Gaza-Waffenstillstand und dem Rechtsruck in Lateinamerika – ohne Hype, mit klarem Blick auf Macht und Machtverlust.
The Rest Is Politics
63 min read3340 min audioAlastair Campbell und Rory Stewart diskutieren in "The Rest Is Politics" über Trumps Rolle im neuen Gaza-Waffenstillstand und die politische Lage in Lateinamerika. Sie analysieren kritisch, wie Trump durch Druck und Brachialpolitik einen Waffenstillstand erzwang, warnen jedoch vor mangelnder Nachhaltigkeit: "Es gäbe keine internationale Struktur, keine UN-Struktur um diesen Deal herum, keine palästinensische Autorität, die mit diesem Deal verbunden wäre." Die Hosts betonen, dass Phase zwei – Wiederaufbau und Governance – völlig ungeklärt sei und westliche Geber fehlten. Im zweiten Teil thematisieren sie Lateinamerika: Sie werfen Javier Milei vor, dessen radikale Sparpolitik zwar Inflation senkte, aber Armut steigen ließe. Sie sehen eine Gefahr im globalen Rechtsruck: "Trump sagt praktisch: Wenn wir nur mehr Anführer wie Sisi hätten." Die Diskussion bleibt sachlich, ohne Verschwörungstheorien oder menschenfeindliche Positionen. Die Machart ist journalistisch-argumentativ, mit Insider-Wissen und klarer Bewertung der Machtverhältnisse.
### Trump habe durch Druck und Brachialpolitik einen Waffenstillstand erzwungen
Die Sprecher geben Trump zwar Kredit für das Erzwingen einer Waffenruhe, betonen aber, dass derselbe Deal bereits im Januar existiert habe und damals an Netanjahus politischem Kalkül gescheitert sei. Campbell zitiert Blair, dem zufolge Kushner und Witkoff „ziemlich beeindruckend“ verhandelt hätten, doch Stewart warnt: „Alle sind ein wenig verängstigt vor ihm." Die Autoritätsverhältnisse würden durch Trumps Regelbruch verschoben.
### Es gebe keine klare internationale Legitimation für den Nachkriegsplan
Das Abkommen fehle an UN-Mandat und palästinensischer Beteiligung. Stewart fragt: „Unter welcher rechtlichen Autorität operiert diese Gruppe?" Ohne Sicherheitsratsresolution oder gewählte palästinensische Regierung drohe ein Machtvakuum. Die Gefahr bestehe, dass Palästinenser:innen die neue Verwaltung als „Proxy für Israel“ betrachten würden, während Israel sie als „Proxy für Hamas“ sehe.
### Die Finanzierung des Wiederaufbaus bleibe völlig offen
Campbell erinnert an frühere Geberkonferenzen, bei denen Länder „sich gegenseitig überboten“. Heute fehlten US- und UK-Mittel: USAID sei abgeschafft, der britische Haushalt von 0,7 auf 0,1 Prozent des BIP geschrumpft. Stewart: „Die Last fällt ganz auf Katar und Saudi-Arabien." Israel lehne jede Verantwortung für den Wiederaufbau strikt ab.
### Mileis radikale Sparpolitik senke Inflation, erhöhe aber Armut
In Argentinien habe Milei die Inflation von 144 auf 25 Prozent gesenkt, indem er 35 Prozent der Staatsausgaben kürzte und Subventionen streichte. Die Armutsquote sei jedoch gestiegen. Campbell: "Sein Kettenansatz wird im Schließfach bleiben." Die bevorstehenden Zwischenwahlen am 26. Oktober gelten als Gradmesser für die Stimmung.
### Lateinamerika erlebe einen globalen Rechtsruck mit autoritären Vorzeichen
Stewart sieht eine Welle von Rechtspopulisten, die sich an Trump, Orban und Milei orientieren. Bukele in El Salvador habe durch Masseninhaftierungen die Mordrate gesenkt, aber Menschenrechte ausgehebelt. Trump lobt Sisi und Bukele als Vorbilder. Die Sprecher warnen vor einer Normalisierung autoritärer Praktiken.
## Einordnung
Der Podcast zeigt journalistische Professionalität: Die Hosts nutzen Insider-Kontakte (Blair, ehemalige Regierungsmitarbeiter) und historisches Vergleichsmaterial (Bosnien, Irak), um komplexe Zusammenhänge verständlich zu machen. Sie vermeiden einfache Siegererzählungen und betonen strukturelle Probleme. Besonders hervorzuheben ist die klare Benennung von Machtverhältnissen: Trump wird nicht als „Deal-Maker" gefeiert, sondern als Störenfried eines regelbasierten Systems. Auch bei Milei wird die soziale Schattenseite der Wirtschaftspolitik nicht ausgeblendet. Fehlende Perspektiven: Palästinenser:innen kommen nicht direkt zu Wort, lateinamerikanische Zivilgesellschaft bleibt randständig. Dennoch: Es gelingt den Sprechern, verschwörungstheoretische oder menschenfeindliche Positionen weder zu verbreiten noch zu normalisieren. Die Diskussionskultur bleibt sachlich und evidenzbasiert.
Hörempfehlung: Ein differenzierter Blick auf internationale Politik, der ohne Hype auskommt und die Risiken autoritärer Machtprojekte benennt – lohnenswert für Hörer:innen, die über Schlagzeilen hinausdenken wollen.