Performance Process: What is it gut training and how can we do it?

Faktencheck zu "Gut Training": Was der Verdauungstrakt wirklich leisten kann – und was bloß Marketing ist.

Performance Process
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In der 30-minütigen Folge "Gut Training" des Performance Process Podcasts diskutieren Host Ronan McLaughlin und der australische Sportdiätetiker Dr. Alan McCubbin, ob und wie sich der Verdauungstrakt gezielt anstrengende Belastungen und hohe Kohlenhydratzufuhren während des Radfahrens anpassen lässt. ### 1. Drei Ziele von "Gut Training" Es gehe laut McCubbin nicht nur darum, mehr Kohlenhydrate pro Stunde zu vertragen, sondern auch um die allgemeine Toleranz gegenüber größeren Flüssigkeits- oder Nahrungsmengen und die Reduktion von Magen-Darm-Beschwerden während der Belastung. ### 2. Magen als Dehnbarer Speicher McCubbin erklärt, dass der Magen – ähnlich wie bei professionellen Wettkampfessern – durch regelmäßiges Training in der Lage sei, sich an größere Volumina anzupassen, ohne dass sich die Entleerungsrate beschleunigt. Dies gelte sowohl für Flüssigkeit als auch für feste Nahrung. ### 3. Forschungslage ist dünn Von den bisherigen Studien seien nur wenige verfügbar: eine aus 2008 mit Fokus auf Flüssigkeitstoleranz und zwei aus 2017 von der Monash University, die eine Reduktion von Symptomen und eine leistungssteigernde Wirkung nach zehn Trainingseinheiten mit 90 g Kohlenhydraten pro Stunde zeigten. Die Evidenzbasis bleibe insgesamt begrenzt. ### 4. Kohlenhydrate nicht endlos sinnvoll McCubbin und McLaughlin betonen, dass höhere Kohlenhydratzufuhren nur dann leistungssteigernd wirken, wenn die Muskulatur auch die Kapazität habe, diese zusätzlich zu verbrennen – andernfalls werde lediglich Fett als Energieträger verdrängt. ### 5. Alltagstraining zählt mit Die Anpassung des Verdauungssystems finde nicht nur während des Trainings auf dem Rad statt, sondern auch durch größere Mahlzeiten im Alltag. Dadurch könnten sich bereits viele ambitionierte Radfahrer:innen unbewusst "gut-trainiert" haben. ## Einordnung Die Episode präsentiert sich als sachlich-informatives Gespräch zwischen zwei erfahrenen Fachleuten, das sich klar an ein sportlich ambitioniertes Publikum richtet. Die Argumentation bleibt durchgehend evidenzbasiert, Quellen werden genannt, und wo Wissen fehlt – etwa zu geschlechtsspezifischen Unterschieden – wird dies offen eingeräumt. Besonders positiv: Es wird nicht der Eindruck erweckt, dass mehr Kohlenhydrate automatisch besser seien; stattdessen wird auf die Notwendigkeit eines bedarfsorientierten Ansatzes hingewiesen. Kritisch bleibt, dass die Forschungslage dünn ist und viele Empfehlungen auf Einzelfallbeobachtungen beruhen – was aber transparent kommuniziert wird. Insgesamt ein gelungenes Beispiel für aufklärenden Sportjournalismus ohne Hype oder Pseudowissenschaft. Hörempfehlung: Wer wissen will, ob und wie sich der eigene Magen-Darm-Trakt auf hohe Belastungen vorbereiten lässt, bekommt hier eine klare, faktenbasierte Einführung.