Echo der Zeit: Echo der Zeit
Aktuelle Analyse der Schweizer Nahost-Politik, russische Offensive in der Ukraine und globale Herausforderungen in der Medizinaltechnik.
Echo der Zeit
37 min read2624 min audioDie Sendung "Echo der Zeit" vom 12. August 2025 beleuchtet in journalistisch-professionellem Format die russische Offensive im Donbass, wobei Andreas Rüesch (NZZ) erklärt, die russischen Truppen seien "rund 15 Kilometer" vorgestossen und nutzten eine Lücke in der ukrainischen Verteidigung. Marco Sassoli (Universität Genf) fordert die Schweiz auf, im Gazakrieg nicht nur Worte, sondern auch Taten folgen zu lassen: "Worte sind nicht genügend." Die Schweiz solle Einfuhren aus besetzten Gebieten stoppen und Siedler sanktionieren. Zudem diskutiert die Sendung die geplante E-ID, US-Zölle auf Schweizer Medizinaltechnik und die prekare Lage myanmarischer Migrant:innen in Thailand, die von Polizeibeamten systematisch erpresst würden.
### Russische Blitzoffensive im Donbass nutzt Lücken in der ukrainischen Verteidigung
Die russische Armee sei in den letzten drei Tagen "rund 15 Kilometer" im Donbass vorgerückt, berichtet Andreas Rüesch. Diese Bewegung sei besonders bemerkenswert, da sie "sehr schnell" erfolgt sei und nur von Infanteristen zu Fuß durchgeführt worden sei, ohne Panzereinheiten. Die Ukraine leide an "eklatantem Personalmangel" und "vielen Desertionen".
### Schweizer Völkerrechtler kritisieren Doppelstandards bei Israel und Russland
Marco Sassoli erklärt, die Schweiz wende "eindeutige doppelte Standards" an: "In einem Fall durchsetzt man das humanitäre Völkerrecht, in einem anderen Fall nicht." Die Schweiz solle Einfuhren aus besetzten Gebieten verbieten und individuelle Sanktionen gegen Siedler:innen ergreifen, "so wie man das gegen gewisse Russen ergreift".
### E-ID-Kampagne des Bundesrates verspricht Datenschutz und Freiwilligkeit
Justizminister Beat Jans betont, die neue E-ID werde "nicht mehr durch private Firmen, sondern durch den Bund herausgegeben". Nutzer:innen könnten selbst bestimmen, "welche Daten sie weitergeben" und Firmen melden, die zu viele Daten verlangen. Kritiker:innen wie Roland Bühlmann zweifeln jedoch an der tatsächlichen Freiwilligkeit: "Bei 90 oder 99 Prozent sagt jeder okay, weil eben der Drang oder Zwang so gross ist".
### US-Zölle treffen Schweizer Medizinaltechnik hart - Unternehmen entwickeln Ausweichstrategien
Simon Michel von Ipsomed erklärt, 10% seiner Exporte seien von den Zöllen betroffen. Als Strategie erwäge man, Aufträge "von hier aus Solothurn nach Deutschland zu verschieben" und ein Werk an der US-Ostküste zu bauen. Die Produkte seien "lebensnotwendig" für Diabetiker:innen, weshalb man "gezwungen zu liefern" sei.
### Norwegens Ölfonds profitiert vom Gazakrieg - Wende erst nach öffentlichem Druck
Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann berichtet, Norwegen habe "massiv profitiert von den gestiegenen Gaspreisen" und investiere gleichzeitig in israelische Rüstungsfirmen. Erst nach öffentlichem Druck kündigte Finanzminister Stoltenberg an, "nicht mehr mit israelischen Fondsverwaltern zusammenzuarbeiten".
### Thai-Polizei systematisch erpresst Migrant:innen aus Myanmar
Menschenrechtsanwältin Ankhana Nila Paitzit erklärt, Migrant:innen aus Myanmar seien "besonders häufig Ziel von Missbrauch und Erpressung". Die Polizei verlange Schmiergelder von 5.000 bis 100.000 Baht (130-2.500 Franken), wobei selbst Menschen mit legalen Papieren nicht sicher seien.
## Einordnung
Die Sendung präsentiert sich als klassisches Nachrichtenmagazin mit hohem journalistischen Anspruch. Die Moderation durch Brigitte Kramer ist sachlich und lässt Expert:innen wie Marco Sassoli oder Andreas Rüesch ausführlich zu Wort kommen. Besonders bemerkenswert ist die klare Positionierung der Völkerrechtler:innen gegenüber der Schweizer Nahost-Politik - ein mutiger Schritt für eine öffentlich-rechtliche Sendung. Die Berichterstattung über die prekäre Lage myanmarischer Migrant:innen in Thailand gibt marginalisierten Stimmen Raum, während die kritische Auseinandersetzung mit Norwegens Doppelrolle als Friedensstifter und Rüstungsinvestor die Komplexität geopolitischer Realitäten aufzeigt. Die argumentative Tiefe und die Vielfalt der Perspektiven machen diese Folge zu einer wertvollen Informationsquelle für alle, die sich fundiert über aktuelle globale Entwicklungen informieren möchten.