Der KI-Podcast: Was kann GPT-5 (und was nicht)?
Der KI-Podcast testet GPT-5 und erklärt, warum das Update für viele Nutzer:innen enttäuschend ausfällt.
Der KI-Podcast
38 min read2052 min audioDer ARD-Podcast "Der KI-Podcast" widmet sich in dieser Folge der Veröffentlichung von GPT-5. Die Moderator:innen Gregor Schmalzried und Fritz Espenlaub testen das neue Modell ausgiebig und diskutieren dessen Stärken, Schwächen und die kontroverse Rezeption.
### GPT-5 kombiniert zwei Modelle in einem System
Die neue Version ersetzt das bisherige GPT-4O und integriert zusätzlich ein sogenanntes "Thinking"-Modell, das komplexere Aufgaben durch mehr Rechenzeit lösen soll. Die KI entscheidet laut OpenAI automatisch, welches Modell für welche Anfrage genutzt wird – eine Funktion, die besonders kostenlosen Nutzer:innen zugutekommt, da sie nun erstmals Zugriff auf leistungsfähigere Modelle erhalten.
### Fehlerhafte Präsentation und enttäuschte Erwartungen
Die offizielle Vorstellung von GPT-5 begann mit einem peinlichen Fehler: Ein Balkendiagramm zeigte laut Moderation "völlig unsinnig beschriftete" Balken, was die hohen Erwartungen an das Modell sofort relativierte. Viele Nutzer:innen zeigten sich enttäuscht, da das Modell laut Schmalzried "nicht um Längen besser" sei als die Konkurrenz und auch weiterhin grundlegende Fehler mache – etwa beim Zählen der E's im Wort "Erdbeere".
### Kontrollverlust für zahlende Kund:innen
Ein zentraler Kritikpunkt betrifft die eingeschränkte Kontrolle: Wer zuvor zwischen verschiedenen Modellen wählen konnte, muss sich nun auf die automatische Zuweisung durch OpenAI verlassen. Espenlaub kritisiert, dass das Unternehmen nun über "Gnade" entscheide, wann das teurere "Thinking"-Modell genutzt wird – ein Kostenfaktor, der laut ihm hinter der Entscheidung steckt.
### Emotionaler Aufschrei der Nutzer:innen
Ein besonders sensibler Aspekt war die Veränderung im Tonfall: GPT-5 antwortet deutlich nüchterner und kritischer als sein Vorgänger. Während die Moderator:innen dies als Fortschritt werten, protestierten viele Nutzer:innen lautstark – besonders jene, die ChatGPT als emotionalen Vertrauten nutzten. OpenAI reagierte daraufhin mit einem Rollback und stellte GPT-4O wieder zur Verfügung.
### Fortschritte bei kreativen Aufgaben
In einem direkten Vergleich mit Googles Gemini 2.5 Pro zeigte GPT-5 laut Moderation deutliche Fortschritte im kreativen Schreiben. Ein selbstgenerierter Romananfang über einen "nach Fisch stinkenden Oktoberfestbesucher" wurde als besonders stimmungsvoll und mitreißend gelobt – ein Beleg dafür, dass sich die Leistung in bestimmten Bereichen verbessert hat.
## Einordnung
Die Episode offenbart ein Spannungsfeld zwischen technischem Fortschritt und gesellschaftlicher Verantwortung. Die Moderator:innen kritisieren die Marketingstrategie von OpenAI, die laut Schmalzried "bewusst" überzogene Erwartungen geschürt habe, während das Unternehmen gleichzeitig die Kontrolle über die Nutzung seiner Modelle aus der Hand der Kund:innen nimmt. Besonders bemerkenswert ist die Diskussion um die emotionalen Abhängigkeiten von Nutzer:innen – ein Thema, das die Grenzen zwischen technischer Innovation und psychologischer Verantwortung aufzeigt. Die Analyse bleibt dabei journalistisch sorgfaltig: Faktische Fehler werden benannt, ohne Fachkompetenz zu untergraben, und die Perspektive der Betroffenen wird ernst genommen. Die Einordnung gelingt als nüchterne Bestandsaufnahme einer Branche, die zwischen Hype und Realität pendelt.