The Prof G Pod with Scott Galloway: Raging Moderates: The 2028 Democratic Bench for President (ft. James Carville)

Legendärer Demokraten-Stratege James Carville analysiert in "Raging Moderates" die vermeidbaren Fehler von Bidens Team und warum die Partei endlich aufhören muss, "wie Außerirdische" zu sprechen.

The Prof G Pod with Scott Galloway
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In der aktuellen Folge von "Raging Moderates" spricht Jessica Tarlov mit dem legendären Strategen James Carville über die Zukunft der Demokraten nach der Niederlage 2024. Carville wirft seiner Partei vor, die Wähler:innen nicht gesehen zu haben – weder die jungen Menschen ohne Hoffnung auf Wohneigentum noch die ländlichen Wähler:innen, die sich von Trump gesehen fühlten. Er plädiert für klare Botschaften statt identitätspolitischer Sprachspielereien und prophezeit, dass die Demokraten 2026 das Repräsentantenhaus zurückgewinnen würden. Besonders brisant: Carville bestätigt, dass Kamala Harris während des Wahlkampfs nicht erlaubt war, sich von Biden abzugrenzen – eine "politische Zwangsjacke", die die Niederlage besiegelte. ### 1. Die Demokraten hätten 2024 praktisch selbst verloren "We had to do five really stupid things to lose, and we probably did all five of them", bilanziert Carville. Die Partei habe trotz klarer Signale der Wähler:innen nach Veränderung Biden als Kandidaten durchgewunken und Harris dann verboten, sich inhaltlich zu profilieren. Die fatalste Szene sei gewesen, als Harris in "The View" auf die Frage nach Unterschieden zu Biden antwortete: "There is not a thing that comes to mind". ### 2. Die "drei goldene Regeln" für Wahlsiege gelten immer noch Carville wiederholt sein berühmtes Credo aus den 90ern: "Change versus more of the same. The economy's stupid. Don't forget health care." Diese simple Botschaft sei zeitlos und liege aktuell mit dem "Big Beautiful Bill" der Republikaner als perfektes Feindbild wieder auf dem Silbertablett. ### 3. Die Partei müsse aufhören, "wie Außerirdische" zu sprechen Die identitätspolitische Sprache der letzten Jahre habe der Partei massiv geschadet. "We were going to change dictionaries in the way people spoke to each other. We were going to do no such thing", kritisiert Carville. Begriffe wie "BIPOC" oder "communities of color" würden nicht nur weiße Wähler:innen abschrecken, sondern auch die angesprochenen Gruppen verächtlich machen. ### 4. Die "Southern Blacks" würden 2028 wieder den Kandidaten bestimmen Trotz aller Debatten über eine diversere Primary-Struktur bleibt Carville realistisch: "In two words: Southern blacks. That's where that when." Die konservativeren schwarzen Wähler:innen im Süden würden auch künftig den nominierungsentscheidenden Einfluss haben – und seien deutlich moderater als die progressive Twitter-Bubble. ### 5. Junge Wähler:innen bräuchten konkrete Perspektiven statt Beschwichtigungen Carville fordert ein Wohnungsbauprogramm, das jungen Menschen ähnliche Chancen bietet wie seinerzeit das GI-Bill: "We got to give these young people tools that my generation of young people had." Die aktuelle Politik, die jungen Menschen ohne Eigenheim-Perspektive zu erklären versuche, wie gut sie es doch hätten, sei "an old rich guy's idea". ## Einordnung Die Episode zeigt einen erfahrenen Strategen, der seine Partei mit schonungsloser Klarheit analysiert – und dabei bewusst auf die journalistische Form eines Strategie-Gesprächs setzt. Carville bedient sich dabei klassischer politischer Narrative ("It's the economy, stupid"), ohne dabei in Verschwörungstheorien abzudriften. Die Kritik an identitätspolitischen Debatten wird pointiert, aber nicht ressentimentgeladen vorgetragen. Interessant ist die Selbstreflexion der Demokraten: Statt externe Schuldige zu suchen, wird die eigene Inszenierung und Kommunikation infrage gestellt. Die fehlenden Perspektiven sind dabei weniger inhaltlicher Natur – vielmehr bleibt unklar, wie die Partei ihre neuen Talente (von Spanberger bis Warnock) tatsächlich in eine konsistente Zukunftsvision überführen will. Als Unterhaltungsformat mit politischem Anspruch gelingt der Podcast, durchaus brisante Einblicke in die strategischen Fehleranalysen der US-Demokraten zu liefern – ohne dabei in parteipolitische Selbstbeweihräucherung zu verfallen.