Der 11KM-Podcast beleuchtet die internationale Recherche "Russian Secrets", die aufdeckt, wie Russland über ein Firmengeflecht um die zypriotische Mostrello Ltd. jahrelang westliche Dual-Use-Technik beschafft haben soll, um das geheime Unterwasser-Spähsystem "Harmonie" zur Ortung gegnerischer U-Boote zu bauen. Investigativ-Journalist Florian Flade (WDR) erklärt, dass dazu nicht nur Unterwasserroboter, Hochleistungssonare und Glasfaserkabel, sondern auch acht Spezialschiffe – zwei davon aus Deutschland – geliefert worden seien. Die Technik ermögliche es, Geräuschmarken (akustische Fingerabdrücke) von NATO-U-Booten zu erfassen und in Echtzeit auszuwerten, was dem Schutz der russischen Atom-U-Boot-Flotte dient. Die Recherche zeigt, dass Sanktionen und Exportkontrollen offenbar lückenhaft funktionieren und westliche Technik indirekt Putins nukleare Abschreckung stärken könnte. ### 1. Westliche Spitzentechnik fließt trotz Sanktionen in russisches Militärprojekt Florian Flade berichtet, dass über die Firma Mostrello "unter anderem Unterwasserroboter, Hochleistungssonare, Mini-Beacons und mehrere Kilometer Glasfaserkabel" beschafft worden seien, "um unter Wasser hochpräzise zu navigieren und Objekte zu orten". Diese Güter seien über ein Firmennetzwerk von Zypern aus in alle Welt geliefert worden, "sogar in Japan", obwohl viele als Dual-Use gelten. ### 2. Russland baut ein hochmodernes Unterwasser-Frühwarnsystem auf Experten beschreiben „Harmonie“ laut Flade als Multisensor-Netzwerk: „verschiedenste Sensorik, einerseits Mikrofone, auch Sonare … unter Wasser ausgebracht … angeschlossen an Kabel, die führen an Land“ zu einem „Supercomputer“. Das System solle in Echtzeit Alarm schlagen, „da kommt jetzt ein U-Boot und zwar genau welches“, indem es akustische Fingerabdrücke mit einer Datenbank abgleicht. ### 3. Atom-U-Boote bleiben das am besten versteckte Glied der atomaren Dreifachstrategie Flade erklärt, nur wenige Staaten verfügen über nuklear bestückte U-Boote: „Die USA haben ungefähr 70 … Frankreich neun, Großbritannien neun … Deutschland sechs Stück … nicht atomar angetrieben und auch nicht mit Raketen bestückt.“ Der Vorteil liege in der Unsichtbarkeit: „wenn dieses U-Boot abtaucht, dann wird das schwierig … es kann sich verstecken … der potentielle Gegner nicht weiß, wo sie sind.“ ### 4. Russland sammelt gezielt akustische Signaturen von NATO-Schiffen Über die geheime Dienststelle Gugi („Hauptverwaltung Tiefseeforschung“) würden zivile Schiffe, „Fischkutter … auch … Schiffe der Schattenflotte“ genutzt, um Hydrophone auszubringen und wieder einzusammeln. Die so gewonnenen Geräuschmarken würden in Moskau gespeichert und fließen in Harmonie ein, um künftig „Hochwertziele“ wie Jagd-U-Boote identifizieren zu können. ### 5. NATO-Unterwasser-Sensorik wurde nach dem Kalten Krieg teils abgebaut Michael Wanning, ehemals Marinekommando Rostock, kritisiert: „man hat gedacht, ja, Friede, Freude, Eierkuchen, das brauchen wir alles nicht mehr … es ist der einzige Bereich, in dem ich mich verstecken kann … andere Länder haben … zurückgefahren.“ Die Folge sei ein „Katz- und Mausspiel“ zwischen Geheimdiensten, weil Daten austauschbar seien: „Ich habe … die Akustik … Können wir das … eintauschen?“ ### 6. Westliche Exportkontrollen funktionieren lückenhaft Flade konstatiert, viele Lieferanten hätten von der militärischen Endverwendung „nichts gewusst“. Die Recherche offenbare: „dass diese Exportkontrolle vielleicht nicht gut funktioniert, Sanktionsumsetzung nicht gut funktioniert … unsere eigene Technik sorgt dafür, dass Russland … so agieren zu kann unter Wasser.“ ## Einordnung Die Folge liefert investigativen Hochglanz-Journalismus: akribisch recherchiert, international vernetzt und technisch gut erklärt. Die Machart überzeugt durch klare Struktur, Experteninterviews und spannende Story-Twists. Kritisch bleibt, dass die brisanten Quellen fast ausschließlich anonym bleiben; Recherche-Fakten werden nicht unabhängig überprüft, sondern glaubwürdig präsentiert. Der Fokus liegt auf Sicherheitsrisiken für den Westen; wirtschaftliche oder umweltbezogene Folgen des Rüstungswettlaufs unter Wasser bleiben unerwähnt. Perspektiven russischer Zivilgesellschaft oder Abrüstungsbefürworter fehlen; stattdessen dominiert die NATO-Logik der „Bedarfsdeckung“. Die Sendung beansprucht Deutungshoheit, lässt aber kaum Gegen-Stimmen zu, etwa wie westliche Militärsysteme die aktuellen Spannungen mitbefeuern. Insgesamt ist die Episode ein informativer, technisch versierter Deep Dive, der aber innerhalb eines einseitigen Sicherheitsframes bleibt. Hörempfehlung: Wer verstehen will, wie leicht westliche High-Tech trotz Sanktionen in Militärsysteme wandert und warum U-Boot-Geheimdienste wieder Hochkonjunktur haben, erhält hier spannende, gut erzählte Antworten.