Hintergrund: Wahlen in Tschechien - Populisten und Extremisten im Aufwind
DLF-Hintergrund erklärt, warum Andrej Babiš mit rechtsextremen Parteien kooperieren könnte und was das für Tschechien und die EU bedeutet.
Hintergrund
7 min read1139 min audioDer Deutschlandfunk-Hintergrund-Podcast analysiert die Parlamentswahl in Tschechien am 3./4. Oktober. Moderation: Marianne Allweiss. Experte: Milan Nic (DGAP Berlin). Hauptthema: Die mögliche Rückkehr von Andrej Babiš und seine potenzielle Zusammenarbeit mit extremistischen Parteien.
### 1. Babiš nutzt Wirtschaftsängste
Babiš behaupte, die Regierung Fiala habe „nichts getan gegen die Inflation" und die Energiepreise nicht gedeckelt. Er drohe: „Was der jetzige Premier Fiala und seine Regierung machen, das ist eine Katastrophe für unser Land." Die Redaktion kontert sofort, dass die Preise europaweit stiegen und auch seine Regierung kein Konzept gehabt habe.
### 2. Immunität durch Skandale
Durch den Storch-Skandal (Vorwurf: eigene Kinder in Scheinfirma gesetzt, um EU-Gelder abzukassieren) sei Babiš „quasi immun" geworden, erklärt Nic: „Er hat gezeigt, er ist über dem Gesetz … Das hat seine Wählerschaft auch noch weiter gefestigt."
### 3. Tabubruch mit Extremen
Bisher habe Babiš Rechtsextremismus ausgeschlossen; nun könnten die kommunistische K-SCM und Okamuras rechtsextreme SPD „das Zünglein an der Waage spielen". Nic prophezeit, Babiš werde nicht koalieren, sondern versuchen, „diese Parteien aufzulösen … durch Annexion".
### 4. EU-Feindliches Narrativ
Babiš positioniere sich als „größter Kritiker der EU" und untergrabe bewusst die „tschechische Verankerung in der EU", warnt Nic. Die Gefahr liege nicht nur in Korruption, sondern in der „Erosion" der europäischen Integration.
## Einordnung
Der Beitrag arbeitet journalistisch sauber: Behauptungen werden sofort eingeordnet, Expertenzitate belegen die Analyse, und die Redaktion korrigiert Fakten in Echtzeit. Besonders positiv: Die klare Benennung der SPD als „offen rechtsextrem" und die Darstellung, wie Populismus und Rechtsextremismus in Tschechien erstarken. Kritisch fehlt jedoch die tiefere Auseinandersetzung mit den sozialen Gründen für Babiš’ Stimmenzuwachs; die Perspektive der Babiš-Wähler:innen bleibt ausgespart. Die Dramaturgie folgt einem klassischen Warn-Muster – Babiš als möglicher Autokrat – ohne alternative Interpretationen zuzulassen. Die Expertise von Milan Nic dominiert; konkurrierende Analyst:innen oder Betroffene werden nicht zu Wort geboten. Insgesamt liefert der Podcast eine kompakte, faktenorientierte Einführung, die vor allem die Gefahren einer Babiš-Rückkehr mit rechtsextremer Unterstützung herausstreicht.
Hörempfehlung: Wer sich schnell, faktengeprüft und mit Expert:innen-Kommentar auf Tschechiens Wahl einstimmen will, bekommt hier eine klare Orientierung.