In dieser Folge von "Table Today" diskutieren Michael Bröcker und Helene Bubrowski mit zwei Gästen über hochaktuelle politische Themen: den bevorstehenden Türkei-Besuch von Kanzler Friedrich Merz und die umstrittene Debatte um „No-Go-Areas“ für Frauen in Deutschland. Hauptgesprächspartner:innen sind Ayse Mese, Vorständin der Türkisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer, sowie Nina Warken, Bundesgesundheitsministerin und Bundesvorsitzende der Frauen-Union. ### 1. Türkei-Besuch: Eurofighter-Deal und geopolitische Interessen Mese erwartet, dass Merz in Ankara vor allem den seit langem blockierten Verkauf von 40 Eurofightern an die Türkei durchsetzen werde. Deutschland habe als einziges Land noch ein Veto eingelegt. Sie betont, dass die Türkei in der Region als „selbstbewusste Regionalmacht“ auftrete und warnt Merz vor einem „moralischen Zeigefinger", da dieser in der Türkei „bei niemandem gut ankomme“. ### 2. Visaliberalisierung: Zwischen Sicherheit und Wirtschaft Ein zentrales Thema sei die Visaliberalisierung für türkische Staatsangehörige. Mese berichtet, dass viele gut ausgebildete Menschen monatelang auf Visa warten, was in der türkischen Bevölkerung als bewusste Verzögerung wahrgenommen werde. Deutschland habe hier „die Wasserschiene“ gezogen, um Migration zu verhindern – auch, weil viele Akademiker:innen nach kurzer Zeit wieder zurückkehrten. ### 3. Frauen und öffentlicher Raum: Sicherheitsdebatte mit Fokus auf Migration Warken bestätigt, dass sich viele Frauen in Deutschland „unsicher“ fühlten und bestimmte Orte meiden würden. Sie bezeichnet dieses Phänomen als „de facto No-Go-Areas“ und sieht einen klaren Zusammenhang mit der Migration. Junge Frauen berichteten „vor allem bei Männern mit Migrationshintergrund“ von Belästigungen und Übergriffen. Die Aussagen würden durch Polizeistatuten und „viele Erfahrungsberichte“ gestützt. ### 4. Pauschalität und politische Konsequenzen Auf Nachfrage, ob solche pauschalisierenden Äußerungen nicht auch viele integrierte Migrant:innen treffen, antwortet Warken, man differenziere „ganz genau“ zwischen gut integrierten Menschen und „nicht gut integrierten“. Es gebe eine „Überforderungssituation“ in vielen Kommunen. Die Lösung sei eine „Kurswende“ in der Migrationspolitik: konsequenter abschieben und Recht ändern. ## Einordnung Der Podcast wirkt journalistisch ambitioniert, bleibt aber in zentralen Momenten hinter eigenem Anspruch zurück. Statt differenzierter Analyse dominieren affirmativ-reproduzierte politische Botschaften. Besonders brisant: Die Diskussion um „No-Go-Areas“ wird ohne Gegenstimmen geführt. Nina Warken kann ihre thesenhaften und pauschalisierenden Aussagen zur Sicherheitslage und zur Rolle von Migrant:innen weitgehend unkommentiert platzieren. Weder werden alternative Erklärungsansätze eingebracht, noch wird die wissenschaftlich umstrittene These von „kulturell bedingter“ Gewalt hinterfragt. Die Redaktion übernimmt diese Deutungshoheit, statt sie zu problematisieren. Auch beim Türkei-Teil bleibt ein kritisches Hinterfragen der Rüstungsexporte oder der Menschenrechtslage aus. Stattdessen wird die geopolitische Notwendigkeit des Deals beschrieben – eine Perspektive, die Machtverhältnisse eher stabilisiert als sie zu hinterfragen. Insgesamt ein Beispiel für politischen Journalismus, der sich als analytisch versteht, aber diskursive Verengungen reproduziert. Hörwarnung: Wer eine kritische Auseinandersetzung mit rechten Deutungsmustern oder differenzierte Migrationsdebatten erwartet, wird hier nicht bedient.