Hard Fork: Trump Fights ‘Woke’ A.I. + We Hear Out Our Critics
Die Hard Fork-Hosts diskutieren Trumps Anti-"Woke AI"-Strategie und konfrontieren sich mit Kritik an ihrer eigenen KI-Berichterstattung zwischen Hype und Realismus.
Hard Fork
66 min read3980 min audioDie Hosts Kevin Roose und Casey Newton diskutieren die neuen KI-Direktiven der Trump-Administration und lassen Kritiker:innen zu Wort kommen, die ihre AI-Berichterstattung hinterfragen. Roose (Tech-Kolumnist der New York Times) und Newton (Platformer-Gründer) sprechen über "America's AI Action Plan" und drei KI-bezogene Executive Orders, die Präsident Trump unterzeichnet hat, sowie über eine Kritik-Runde mit fünf Expert:innen zu ihrer eigenen Arbeit.
### Trump-Administration will "woke AI" bekämpfen
Die neue KI-Strategie der Trump-Regierung ziele darauf ab, das Land im globalen KI-Wettbewerb zu dominieren und "ideologische Voreingenommenheit" aus KI-Systemen zu entfernen. Laut dem AI Action Plan sollen KI-Systeme "frei von ideologischer Voreingenommenheit" sein und "objektive Wahrheit statt sozialer Ingenieursprogramme" verfolgen. Newton kritisiert dies als verfassungswidrige Einschränkung der Meinungsfreiheit: "Das ist genau die Art von Sache, die das Erste Amendment schützen soll, nämlich politische Meinungsäußerung."
### Technische Umsetzbarkeit sei fraglich
Roose bezweifelt die technische Durchführbarkeit der Forderungen nach "objektiver" KI. Selbst Elon Musks explizit "anti-woke" trainiertes System Grok produziere Aussagen, die Musk als zu "woke" empfinde. "Man kann nicht einfach mit den Fingern schnipsen und einem Chatbot sagen, er solle nicht woke sein", so Roose. Die Systeme seien "multidimensionale Hyperobjekte", deren Verhalten sich nicht einfach über Parameter steuern lasse.
### Kritiker werfen Hype-Verstärkung vor
Journalist Brian Merchant kritisiert, die Hosts würden durch Verwendung von Begriffen wie AGI die "Verkaufsargumente" der KI-Industrie verstärken. Roose verteidigt sich: "Feel the AGI" bedeute nicht Zustimmung zur Unternehmensroadmap, sondern das Sich-Vorbereiten auf mögliche drastische Veränderungen. "Wir denken, es ist vorteilhaft für Arbeiter:innen, die Entwicklungsrichtung dieser Systeme zu verstehen."
### Wissenschaftliche Durchbrüche als Hoffnungsträger
Ross Douthat (NY Times) hinterfragt die Grenzen von KI bei komplexen Systemen wie Wettervorhersage oder Medizin. Newton sieht bereits jetzt Verbesserungen: "KI-Wettermodelle sind wirklich gut und werden immer besser." Beide Hosts sehen in wissenschaftlichen und medizinischen Anwendungen die vielversprechendsten KI-Einsatzgebiete, auch wenn keine perfekten Lösungen zu erwarten seien.
### Vergleich zur Krypto-Berichterstattung
Max Read fragt nach Parallelen zur Krypto-Hype-Berichterstattung. Roose gesteht einen Fehler bei der Helium-Berichterstattung ein, bei der er Unternehmensangaben nicht ausreichend überprüft habe. Newton warnt vor Überkorrektur: Viele Journalist:innen seien nach dem Krypto-Crash zu skeptisch geworden. "Was früher eine kleine Industrie war, ist jetzt etwas viel Größeres und Folgenreicheres geworden."
### Meinungsunterschiede zwischen den Hosts
Newton rechnet mit längeren Entwicklungszeiten für AGI (5-15 Jahre) als Roose und ist pessimistischer bezüglich Regulierungsmöglichkeiten. Roose hingegen sieht noch Chancen für sinnvolle Regulierung: "Wenn du mir sagst, dass wir keine bessere Welt schaffen können als diese, werde ich dir widersprechen."
## Einordnung
Die Episode zeigt exemplarisch die Herausforderungen des Tech-Journalismus im Spannungsfeld zwischen kritischer Distanz und notwendiger Auseinandersetzung mit disruptiven Technologien. Besonders bemerkenswert ist die selbstreflexive Wendung, in der sich die Hosts direkter Kritik stellen – ein seltener Ansatz im Podcast-Journalismus. Die Diskussion um "woke AI" offenbart die zunehmende Politisierung technischer Systeme und wirft grundsätzliche Fragen zur Objektivität von Informationssystemen auf. Während Roose und Newton eine durchaus differenzierte Haltung einnehmen und sowohl Chancen als auch Risiken von KI thematisieren, zeigt sich in ihrer Argumentation eine gewisse technologische Fortschrittsgläubigkeit. Ihre Verteidigung des AGI-Begriffs und die Betonung der Unvermeidbarkeit bestimmter Entwicklungen könnten tatsächlich zur Normalisierung von Unternehmensnarrativen beitragen, auch wenn dies nicht intendiert ist. Die verfassungsrechtlichen Bedenken bezüglich der Trump'schen KI-Direktiven werden überzeugend dargelegt, doch bleibt die Frage, inwieweit die mangelnde Bereitschaft der Unternehmen zum Widerstand nicht selbst Teil des Problems ist. Die Episode verdeutlicht letztlich die Schwierigkeit, zwischen informativer Berichterstattung und unkritischer Hype-Verstärkung zu navigieren.