Der Rest ist Geschichte: Podcast-Tipp - "Crashkurs": Die Rettung der Ozonschicht
Die Crashkurs-Episoden erklärt, wie das Montrealer Protokoll die Ozonschicht rettete und warum das Beispiel nur bedingt beim Klimaschutz hilft.
Der Rest ist Geschichte
26 min read1481 min audioDer Deutschlandfunk-Podcast „Crashkurs“ erzählt in der empfohlenen Episode, wie 1980er-Jahre-Kühlschränke, Deos und Matratzen die Ozonschicht zerstörten – und wie 46 Staaten trotz Kalten Krieges zusammenfanden, um FCKW zu verbieten. Sandra Pfister interviewt Historiker:innen, Politiker:innen und Aktivist:innen; sie zeigt, dass das Montrealer Protokoll nur deshalb funktionierte, weil die USA unter Ronald Reagan Druck machten, die Industrie schnelle Ersatzstoffe fand und niemand auf Konsum verzichten musste. Die Parallele zum heutigen Klimaschutz bleibt bewusst ambivalent: Früher gab es billige technische Alternativen, heute fehlt ein globales Zeitfenster. Die Erzählung bleibt linear, ohne verschwörerische oder rechte Töne; wirtschaftliche und ökologische Interessen werden ausgewogen gegenübergestellt. Die einzige markante Lücke: Die Perspektive des globalen Südens fehlt fast vollständig.
### 1. FCKW bedrohte die Ozonschicht massiv
Die Wissenschaftler:innen Paul Josef Crutzen und ein britisches Antarktis-Team hätten 1983/85 nachgewiesen, dass Fluorkohlenwasserstoffe aus Spraydosen und Kühlschränken ein „drei-USA-großes“ Ozonloch reißen würden. „Ohne Meeresplankton verhungern Wale, Robben, viele Fische und Vögel“, warnte Crutzen.
### 2. Politische Kehrtwende durch US-Druck
Ausgerechnet die Reagan-Regierung habe die internationale Initiative ergriffen. Frank Uekötter erklärt: Reagan habe nach anfänglichem Anti-Öko-Kurs gemerkt, „dass da der Widerstand sehr groß ist“, und sei dann zum Schrittmacher geworden, weil das Thema „ohne große Wohlstandsverluste“ lösbar schien.
### 3. Industrie wechselte schnell zu Alternativen
Greenpeace und ein kleines Unternehmen hännen 1988 marktreife FCKW-freie Kühlschränke vorgelegt; binnen eines halben Jahres folgten alle großen deutschen Hersteller. Christoph Bals: „Die haben auch kaum teurer“ gekostet, weshalb sich die Branche schnell umstellte.
### 4. Montrealer Protokoll als Vertrauensbahnhof
Das 1987 beschlossene, von 46 Staaten unterzeichnete Protokoll galte zunächst als „Sterbehilfe für die Ozonschicht“, weil es nur eine Halbierung bis 1999 vorsah. Entscheidend sei aber das entstandene Vertrauen gewesen, das 1990 in London zu einem vollständigen Ausstieg führte.
### 5. Erfolg ohne Verzicht, aber mit Kalte-Krieg-Fenster
Frank Uekötter betont, die „Innovationskraft des globalen Kapitalismus“ habe Ersatzstoffe geliefert; zudem habe das Ende des Kalten Krieges ein seltenes Zeitfenster geopolitischen Ehrgeizes geöffnet. Heute fehle dieses Fenster beim Klimaschutz, wo kein „schneller, billiger Ersatz“ für fossile Energien existiere.
## Einordnung
Die Episode präsentiert sich als professionell recherchierte, journalistische Geschichte: klare Narrativik, Fakten werden durch mehrere Expert:innen belegt und im Konjunktiv relativiert. Besonders positiv: Es gibt keine wirtschafts- oder umweltfeindlichen Verschwörungstheorien, keine rechtsextremen Talkingpoints. Die argumentative Konstruktion bleibt stringent: Problem – Widerstand – technische Innovation – internationale Politik – Erfolg. Stilistisch wirkt die inszenierte persönliche Betroffenheit (Sonnencreme wegen Ozonlochs austauschen) leicht gekünstelt, aber nicht ideologisch aufgeladen. Kritisch fehlt jede Stimme aus dem globalen Süden, obwohl gerade dort die Ozon-schädigenden Stoffe länger in Gebrauch blieben; damit verengt sich die Perspektive auf westliche Industrieländer. Die Parallelen zum Klimawandel werden offengelegt, aber nicht pauschalisiert – die Analyse bleibt differenziert. Insgesamt liefert „Crashkurs“ eine aufklärende, zugängliche Retrospektive, die zeigt: globale Umweltpolitik kann funktionieren, wenn technische Alternativen verfügbar sind und sich geopolitische Konstellationen günstig verändern.