DW AfricaLink: Japan pivots from aid to trade across Africa
DW AfricaLink zeigt, wie Ghana beim Japan-Afrika-Gipfel aus Hilfsabhängige:r zu gleichwertige:r Handelspartner:in werden will.
DW AfricaLink
30 min read1539 min audioDer DW-Podcast "Africa Link" widmet sich in dieser Folge dem jüngsten Japan-Afrika-Gipfel (TICAD 9) und fragt, ob Ghana als Vorreiter eine neue Ära partnerschaftlicher statt hilfsabhängiger Zusammenarbeit einläutet. Moderator Kai Nebe spricht mit dem DW-Korrespondenten Isaac Kaledzi und dem International-Relations-Analysten Michael Kwadwo Nketiah.
### 1 Japan wolle Afrika künftig nicht mehr als Empfänger, sondern als gleichwertigen Handelspartner sehen
Michael Nketiah formuliert: "It is time for us to transition from being beggars of development assistance or aid to development partners." Diese Wende, so die These, eröffne afrikanischen Regierungen mehr Verhandlungsmacht.
### 2 Ghana habe sich auf dem Gipfel als „One-Stop-Shop“ für japanische Investoren positioniert
Kaledzi zählt konkrete Vereinbarungen auf: ein Ringroad-Projekt, die Ausweitung von Toyota, ein japanisches Weltraum- und KI-Zentrum sowie 100 Mio. USD für KI-gestützte Landwirtschaft. Mahama habe zugesagt, Genehmigungen zu beschleunigen und „sovereign guarantees“ zu bieten.
### 3 Die Rohstoff-Karte werde neu ausgespielt
Nketiah betont, Ghana verfüge über 3 Bio. USD Bauxit-Reserven, Lithium und andere Seltene Erden, die für die Elektromobilität Japans unverzichtbar seien. „We have the raw materials, but we have to develop cutting edge trade agreements."
### 4 Jugendarbeitslosigkeit solle über Export von Arbeitskräften und Wertschöpfung vor Ort bekämpft werden
Das Beispiel Kubas, das 2019 über 10 Mrd. USD mit dem Export von Ärzt:innen verdiente, wird als Vorbild genannt. Gleichzeitig fordert Nketiah, dass japanische Minengesellschaften einen Teil der Verarbeitung in Ghana vornehmen müssen.
### 5 Die Diskrepanz zwischen Ankündigung und Umsetzung bleibe das zentrale Risiko
Nketiah warnt: „There is a big or huge gap between policy, formulation and policy implementation.“ Afrikanische Regierungen müssten Druck ausüben, damit die angekündigten 30 Mrd. USD japanischer Investitionen tatsächlich fließen.
## Einordnung
Die Sendung präsentiert sich als professionelles journalistisches Format mit klaren Fragestellungen, zwei kompetenten Gesprächspartner:innen und sorgfältiger Übersetzung ins Deutsche. Die Moderation bleibt auf Faktenebene, vermeidet Wertungen und lässt sowohl Optimismus als auch kritische Stimmen gleichermaßen zu. Besonders bemerkenswert ist die bewusste Abkehr vom klassischen „Entwicklungshilfe“-Frame: Ghana wird nicht als passive Empfängerin dargestellt, sondern als aktive Verhandlungspartnerin mit eigenen Ressourcen und Strategien. Gleichwohl bleibt die Perspektive westafrikanisch-ghanaisch zentriert; andere afrikanische Länder oder zivilgesellschaftliche Akteure kommen kaum vor. Die Machtasymmetrie zwischen Japan und Ghana wird zwar thematisiert, aber nicht weiter hinterfragt – etwa, ob „sovereign guarantees“ langfristig zu neuen Schuldenfallen führen könnten. Insgesamt liefert die Folge eine informative, differenzierte Einschätzung, ohne Verschwörungstheorien oder rechte Narrative zu bedienen.