Alastair Campbell und Rory Stewart diskutieren in der Episode „Question Time“ die Gefahren, die von Donald Trump für die US-Demokratie ausgehen: Sie thematisieren seine offen ausgesprochene Lust auf eine dritte Amtszeit, die Instrumentalisierung des Justizministeriums gegen politische Gegner:innen, die Schwäche der Institutionen und die Marktmechanismen, die seine Machtkonsolidierung begünstigen. Campbell und Stewart sprechen sich besorgt darüber aus, wie sehr sich das demokratische Fundament der USA durchsetzen sollte – und wie wenig Widerstand bisher sichtbar ist. Daneben werfen sie einen Blick auf die britische Politik: Sie analysieren die Schwäche der Labour-Partei im ländlichen Raum, die Folgen des Brexit für kleinbäuerliche Betriebe und die Rolle von Social Media bei der Destabilisierung traditioneller politischer Milieus. In einem längeren Gespräch über Rory Stewarts neu erschienenes Buch „Middleland“ skizziert dieser ein alternatives Leitbild britischer Politik: eine Politik der kleinen Schritte, die auf lokale Identität, sozialen Zusammenhalt und konkrete Lebensverhältnisse in ländlichen Regionen Rücksicht nimmt. Abschließend diskutieren die beiden die gesellschaftliche Relevanz von Mental-Health-Themen und heben den mutigen Umgang des 17-jährigen Marcus Skeet mit seiner Krankheitsgeschichte als Vorbild für Hoffnung und Resilienz hervor. ### Trump plane offenbar mit einer dritten Amtszeit Campbell zufolge habe Trump während eines Fluges nach Fernost erneut angedeutet, eine Verfassungsänderung für eine weitere Kandidatur anstreben zu wollen. Die bisherige Rhetorik signalisiere, dass er sich immun gegen demokratische Kontrollmechanismen fühle. Campbell: „Er meint, er könne tun und lassen, was er will – und bisher bekommt er das auch hin.“ ### US-Justiz werde zur politischen Waffe umfunktioniert Stewart beschreibt, wie das Justizministerium unter Trump laut Beobachtungen unabhängige Ermittlungen gegen politische Verbündete einstelle und gegen Kritiker:innen beschleunige. Trump habe etwa den Korruptionsprozess gegen den Bürgermeister von New York gestoppt und stattdessen FBI-Chef Comey sowie Ex-Sicherheitsberater Bolton ins Visier genommen. „Der Apparat funktioniert nicht mehr nach Recht und Norm, sondern nach Macht und Gefolgschaft“, konstatiert Stewart. ### Eliteversagen befördere autoritäre Machtkonzentration Die Moderatoren zeigen sich alarmiert darüber, dass Universitäten, Medien und Finanzelite kaum Widerstand leisteten – obwohl durchschnittliche US-Importzölle laut eigenen Angaben inzwischen bei 18 % lägen und offizielle Beschäftigtenzahlen zweifelhaft seien. Campbell: „Die Märkte feiern Trump, obwohl die ökonomischen Risiken steigen – das ist kurzfristige Gewinnmaximierung auf Kosten demokratischer Stabilität.“ ### Labour verstehe ländliche Lebensrealitäten nicht Stewart, ehemaliger MP für Cumbria, kritisiert, dass die Labour-Partei strukturell auf Metropolen fokussiert sei und strukturell kleinbäuerliche Betriebe mit durchschnittlichen Jahreseinkommen von umgerechnet etwa 9.000 Euro aus dem Blick verliere. Die Kombination aus gestrichenen Brexit-Agrarsubventionen, einem Freihandelsabkommen mit Australien und geplanten Erbschaftssteuer-Anpassungen führe zu einem „perfekten Sturm“ gegen Familienbetriebe. ### Politische Kommunikation brauche lokale Anker statt abstrakter Slogans In seinem Buch „Middleland“ plädiert Stewart für eine Politik, die auf konkrete Lebenszusammenhänge in ländlichen Regionen eingeht – etwa darauf, wie viele neue Häuser ein Dorf braucht oder welche Art von Supermarkt sich lohnt. Diese Perspektive werde durch Social-Media-Diskurse zugunsten polarisierender Meta-Narrative wie „Globalisierung“ oder „Wachstum“ verdrängt. ### Resilienz gegen Depression sei möglich – wenn Gesellschaft offen spreche Campbell berichtet von eigenen Erfahrungen mit Depression und Suizidalität. Wichtig sei das Eingeständnis, nicht allein zurechtzukommen, sowie die Erkenntnis, dass „keine einzelne Therapie Wunder wirkt – man muss aktiv bleiben“. Der 17-jährige Marcus Skeet, der nach Suizidversuchen mit Laufsport Geld für die Stiftung Mind sammelte, zeige, dass Betroffene Krisen in gesellschaftliche Resilienz verwandeln könnten, wenn Politik und Medien Enttabuisierung ernst nähmen. ## Einordnung Die Sendung demonstriert das Format-Kalkül des „intelligenten Talks“: Zwei erfahrene Insider bündeln komplexe Entwicklungen in pointierten Thesen, ohne dabei zu systematisch zu hinterfragen. Die Kritik an Trump bleibt zwar vehement, unterlässt es aber, konkrete Machtmechanismen etwa der Republikaner oder der Medieninfrastruktur tiefer zu analysieren; stattdessen wird die Gefahr durch kulturpessimistische Metaphern („neues Amerika“, „neue Welt“) aufgeladen. Die Überleitung zur britischen Lokalpolitik funktioniert über den gemeinsamen Topos des „vergessenen ländlichen Raums“ – ein Frame, der zwar parteiübergreifend goutiert wird, Sozial- und Machtstrukturen aber eher beschwichtigt als offenlegt. Positiv hervorzuheben ist, dass mit der Auseinandersetzung um psychische Gesundheit ein gesellschaftlich hoch relevantes Thema prominent und persönlich aufgegriffen wird; gleichwohl bleibt die Forderung nach konkreten politischen Maßnahmen vage. Der Ton bleibt unterhaltsam, die Argumentation folgt einer Dramaturgie aus Alarm – Gegenentwurf – optimistischem Ausblick, die sich längst als Erfolgsrezept für politische Podcasts etabliert hat. Ob dies ausreicht, um Hörer:innen zu nachhaltiger politischer Partizipation zu befähigen, bleibt offen.