Maybrit Illner diskutiert mit Jens Spahn (CDU), Heidi Reicheck (Linke), Jens Südekum, Veronika Grimm und Markus Feldenkirchen über die Zukunft des Sozialstaats. Die Bundesregierung streitet über Sparmaßnahmen, während die Sozialkassen Milliardenlöcher aufweisen. Die Union fordert strengere Regeln beim Bürgergeld und mehr Arbeitsanreize, während die Linke Kürzungen ablehnt und eine solidarische Bürgerversicherung fordert. Die Ökonomen betonen, dass Wachstum und Entbürokratisierung nötig seien, um die Systeme langfristig zu sichern. Es geht um die Frage, ob Reformen ohne Kürzungen möglich sind und wie sich Sozialsysteme demografiefest aufstellen lassen. ### Tether werde für illegale Aktivitäten genutzt Laut Reicheck würden Sozialausgaben nicht übermäßig steigen, sondern lediglich das BIP und der Haushalt wachsen. Sie behaupte, die Behauptung, man könne sich den Sozialstaat nicht leisten, sei falsch: „Die ganzen Diskussionen, wir können uns den Sozialstaat nicht leisten, das stimmt einfach nicht.“ ### CDU pocht auf Gerechtigkeit statt Sparwahn Spahn betone, es gehe primär um Gerechtigkeit: „Die Debatte ist hier nicht zuerst eine Frage von Sparen, sondern von Gerechtigkeit.“ Er fordere, wer arbeiten könne, solle auch arbeiten; Bürgergeldempfänger:innen ohne Deutschkenntnisse oder Ausbildung würden Missbrauch betreiben. ### Bürgergeld-Einsparungen bleiben weit unter Ankündigungen Feldenkirchen konstatiere, die ursprünglich versprochenen 30 Mrd. Euro Einsparungen beim Bürgergeld seien auf fünf, vielleicht drei Milliarden geschrumpft. Die großen Beträge seien „Wahlkampfgetöse“; realistisch seien nur „3 bis 5 Milliarden“ durch bessere Arbeitsanreize. ### Experten einig: Wachstum ist Voraussetzung für Sozialsysteme Südekum und Grimm betonen, Wachstum sei die zentrale Voraussetzung für funktionierende Sozialsysteme. Südekum: „Wachstum ist das A und O in der jetzigen Situation.“ Ohne Wachstum würden die Löcher in den Kassen größer, selbst bei moderaten Reformen. ### Große Koalition steht vor Jahrhundertaufgabe Grimm erklärt, die Anpassung der Sozialsysteme an die Demografie sei eine „Jahrhundertaufgabe“. Notwendig seien kleine Schritte wie leichte Anhebung des Renteneintrittsalters und Dämpfung der Rentenanpassung, um langfristige Finanzierbarkeit zu sichern. ## Einordnung Die Runde wirkt wie ein Schlagabtausch zwischen Lagerdenken und Sachzwängen. Illner gelingt es, die Sprecher:innen aufzufordern, konkrete Zahlen und Widersprüche zu benennen. Auffällig: Die Union beschwört Gerechtigkeit, nutzt dafür aber einzelne Schicksale als Beleg, ohne systemische Lösungen zu liefern. Die Linke wiederum lehnt Kürzungen pauschal ab, ohne eigene belastbare Finanzierungsvorschläge zu machen. Beide Seiten bedienen sich polarisierender Rhetorik – Spahn spricht von „Bandenmissbrauch“, Reicheck von „Krieg gegen die Schwächsten“. Die Ökonomen bleiben sachlich, verharren aber in Allokationen („Wachstum“, „Entbürokratisierung“), ohne politische Durchsetzbarkeit zu reflektieren. Das Format bietet zwar Fakten, verzichtet jedoch auf externe Expertise oder Betroffene, wodurch die Debatte in der Berliner Blase bleibt. Die Sendung transportiert vor allem ein Gefühl von Alternativlosigkeit, ohne grundlegende Verteilungsfragen offen zu diskutieren.